Maša Gessen hat über Pussy Riot, Putin und den Mathematiker Perelman geschrieben. Für die New York Times berichtet sie regelmäßig über ihre russische Heimat, aus der sie zwei Mal emigrierte. Nun hat sie ihre Erfahrungen und Enttäuschungen literarisch verarbeitet. Dafür wurde sie in Leipzig mit dem Buchpreis zur Europäischen Verständigung ausgezeichnet.

Dieses Buch über Russland will den ganz großen Bogen spannen: Vom beginnenden Zerfall der Sowjetunion, über die chaotischen Neunziger, hin zur schleichenden Rückkehr des Autoritarismus unter Vladimir Putin. Eine Referenz an Francis Fukuyamas Ende der Geschichte darf dabei nicht fehlen. Das hat sich wohl auch der Suhrkamp-Verlag gedacht, als er die Rückseite von Maša Gessens epochalem Werk mit eben jenem so oft zitierten und nicht minder häufig widerlegten US-Philosophen schmückte. Dieser hatte nach dem Niedergang des sowjetischen Staatskommunismus den weltweiten Siegeszug der freiheitlichen Demokratie prophezeit.
Maša Gessens Antwort auf Fukuyama trägt den Titel Die Zukunft ist Geschichte. Es ist eine Abrechnung mit Russland geworden. Eine Abrechnung mit dem Land, in das ihre Familie einst voller Hoffnung zurückkehrte und das Maša Gessen wieder verließ, als der Hass auf Minderheiten zu groß wurde. Heute kommentiert die offen lesbisch lebende Journalistin das politische Geschehen in ihrer Heimat für die New York Times. Ihren kritischen Blick als Außenstehende und Betroffene zugleich nutzt sie nun, um anhand von vier Lebensgeschichten, die in den Jahren der Perestroika beginnen, das Portrait einer Generation zu zeichnen, die sich auch dreißig Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs noch immer auf der Suche nach der eigenen Identität befindet.