Die Dokumentation des russländischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ist zentral für den Nachweis von Kriegsverbrechen und die mediale Vermittlung des Geschehens, aber auch für das Finden einer Sprache über Gewalt, Zerstörung, Solidarität, Mitgefühl und Widerstand.
Doch was bedeutet es, den Krieg zu dokumentieren? Welche Mittel und Techniken werden verwendet und wer sind die Akteur:innen? Auf welche Daten und Dokumente stützt sich die Forschung? Wie werden Dokumente verfälscht? Und welche Rolle spielen die Künste – Theater, Film, Literatur, Bildende Kunst – und die Museen bei der Dokumentation des Krieges?
Die Ringvorlesung gibt einen Einblick in wissenschaftliche, journalistische und künstlerische Dokumentationsverfahren und diskutiert die Anwendbarkeit von Theorien zum Dokumentarischen, zu Evidenz und Zeugenschaft.
Das hier gewählte Beitragsbilder ist aus der Serie „Blind spot“ (Acrylic spray on c-print, 2014-2015) des ukrainischen Künstlers Mykola Ridnyi. Mit freundlicher Genehmigung.
Programm
1.11.2022, 18:15: Irine Beridze: «Filmische Zeugnisse des Krieges – Möglichkeiten und Grenzen des Dokumentarischen» (Moderation: Muriel Fischer und Matthias Meindl)
Irine Beridze ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Osteuropa-Institut der FU Berlin. Sie hat eine Dokumentarfilmreihe 8 Years of War in Ukraine: Voices of Ukrainian Filmmakers in Berlin kuratiert.; Ort: https://uzh.zoom.us/webinar/register/WN_Msacp9ZZSqKrklzKmMka0A8.11.2022, 18:15: «(Im) Krieg zeichnen»: Gespräch mit der Künstlerin Alevtina Kakhidze (Moderation: Sandra Frimmel)
Alevtina Kakhidze ist Künstlerin. Sie ist international bekannt geworden mit einer Arbeit auf der Manifesta 10, die sich mit dem Krieg in der Ostukraine befasst. Seit Februar 2022 zeichnet sie Gespräche, Debatten und Worte auf, die durch den Krieg entstehen und kursieren. Sie lebt und arbeitet in Muzychi, einem Dorf unweit von Kyiv.; Ort: https://uzh.zoom.us/webinar/register/WN_Msacp9ZZSqKrklzKmMka0A15.11.2022, 18:15: Anne Hasselmann, Yuriy Savchuk: «Wie der Krieg ins Museum kommt» (Moderation: Benjamin Schenk)
Anne Hasselmann ist promovierte Historikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Historischen Museum Basel. Sie promovierte zur Dokumentation und Archivierung des Krieges in sowjetischen Museen. Gemeinsam mit Patrick Moser hat sie am Museum das Projekt «Collecting Memory Objects: Ukrainerinnen und Ukrainer in Basel» initiiert. Yuriy Savchuk ist Direktor des WWII-Museum in Kyiv, das den Angriffskrieg durch Russland von Beginn dokumentiert, u.a. in einer Chronik der Kriegstage. Savchuk ist Historiker und lebt in Kyiv.; Ort: https://uzh.zoom.us/webinar/register/WN_Msacp9ZZSqKrklzKmMka0A22.11.2022, 18:15: Sylvia Sasse: Der «pseudoforensische Blick: Wie die russische Desinformation Dokumente verfälscht» (Moderation: Philipp Sarasin)
Sylvia Sasse ist Professorin für Slavistische Literaturwissenschaft an der UZH. Sie forscht u.a. zum Verhältnis von Kunst und Desinformation.; Ort: https://uzh.zoom.us/webinar/register/WN_Msacp9ZZSqKrklzKmMka0A29.11.2022, 18:15: «Bad Roads»: Der Krieg auf der Bühne – ein Gespräch mit der Regisseurin Natalia Vorozhbyt (Moderation: Anna Hodel)
Natalia Vorozhbyt ist Dramatikerin und Drehbuchautorin. Mit Georg Genoux gründete sie 2014 das Theater of Displaced People, das mit Flüchtlingen aus dem Donbas arbeitet. 2017 wurde am Royal Court ihr Stück Bad Roads uraufgeführt, das ebenso wie Monolog Nr.1 – ein Stück, das 2015 in Kyiv Premiere hatte – die Auswirkung des Kriegs zum Thema hat.; Ort: https://uzh.zoom.us/webinar/register/WN_Msacp9ZZSqKrklzKmMka0A6.12.2022, 18:15: «Wörterbuch des Krieges» Gespräch mit dem Dichter Ostap Slyvynsky (Moderation: Iryna Herasimovich)
Ostap Slyvynsky ist Dichter, Übersetzer, Literaturkritiker und Literaturwissenschaftler. Seit Kriegsbeginn arbeitet er an einem Wörterbuch des Krieges, für das er Stimmen anderer sammelt, die vom Krieg vertrieben worden sind. Er lebt in Lviv.; Ort: https://uzh.zoom.us/webinar/register/WN_Msacp9ZZSqKrklzKmMka0A13.12.2022, 18:15: Przemysław Wielgosz: «Kommentieren als Dokumentieren» (Moderation: Dorota Sajewska)
Przemysław Wielgosz ist Journalist und Kolumnist, er ist Chefredakteur der polnischen Ausgabe der Monatszeitschrift Le Monde diplomatique und Chefredakteur der Buchreihen Library of Le Monde diplomatique und Library of Economic Alternatives. Er lebt in Warschau.; Ort: https://uzh.zoom.us/webinar/register/WN_Msacp9ZZSqKrklzKmMka0A20.12.2022, 18:15: «Den Krieg übersetzen. Im Krieg übersetzen» Iryna Herasimovich im Gespräch mit den Übersetzer:innen Jurko Prochasko und Nelia Vakhovska
Jurko Prochasko ist Literaturwissenschaftler, Psychoanalytiker, Autor und Übersetzer am Institut für Literaturforschung der Ukrainischen Akademie der Wissenschaften in Lviv‘. 2008 wurde er mit dem Friedrich-Gundolf-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ausgezeichnet. Prochasko lebt in Lviv. Nelia Vakhovska ist Übersetzerin, Mitgründerin der Initiativgruppe «Translators in Action» und Mitorganisatorin der ViceVersa-Werkstatt für Ukrainisch-Deutsch. Zusammen mit Claudia Dathe kuratiert sie das Projekt Cities of Translators Kyiv. Sie lebt in Kyiv.; Ort: https://uzh.zoom.us/webinar/register/WN_Msacp9ZZSqKrklzKmMka0A