2011 und 2012 sind Jubiläumsjahre für Ivo Andrić, der mit seinen Romanen und Erzählungen über Bosnien Weltruhm erlangte. 1892 kam er als bosnischer Katholik auf die Welt, 1911 erschien sein erstes Gedicht, 1961 erhielt er den Literaturnobelpreis. Heute ist Andrić, einst als Brückenbauer zwischen den Nationen gefeiert, heftig umstritten. In Belgrad und in der Republika Srpska, dem serbisch dominierten Teilstaat Bosnien-Herzegowinas, ehren ihn viele als ‚großen Serben’, nicht wenige missbrauchen sein Werk in nationalistischer Absicht. In Zagreb gilt er als Abtrünniger. Unter Bosniaken sieht man Andrić gern als Feind der eigenen Nation. Er habe sie, die bosnischen Muslime, in seinen Büchern „satanisiert“ – gar ums „Ausrotten“ sei es ihm gegangen, heißt es. Und doch gibt es auch Zeitgenossen, die Andrić als Schriftsteller jenseits von Nationen sehen, und die sein Werk als höchstes Kulturgut preisen, über das Bosnien-Herzegowina heute verfügt.
Ksenija Cvetković-Sander und Martin Sander führten Gespräche mit Andrić-Kennern aus Sarajevo, Višegrad, Travnik, Zagreb, Belgrad, Köln und Berlin.
Sarajevo
Ein Interview mit Ivan Lovrenović, Verleger, Kulturhistoriker, Publizist, Sarajevo
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Ein Interview mit Esad Duraković, Professor für Orientalistik an der Philosophischen Fakultät der Universität Sarajevo
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Ein Interview mit Dževad Karahasan, Schriftsteller und Professor für Komparatistik an der Philosophischen Fakultät der Universität Sarajevo
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Ein Interview mit Salmir Kaplan, Kulturminister der Föderation Bosnien-Herzegowina, Sarajevo
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Višegrad
Ein Interview mit Bilal Memišević, Arabist, Vorsitzender des Gemeindeparlaments und Vorsitzender des Rates der Islamischen Gemeinde, Višegrad
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Zagreb
Ein Interview mit Krešimir Nemec, Professor für kroatische Literatur an der Philosophischen Fakultät der Universität Zagreb
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Belgrad
Ein Interview mit Dragan Dragojlović, Leiter der Ivo-Andrić-Stiftung in Belgrad und Schriftsteller
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Es gibt einen ironischen Andrić
Ein Interview mit Tihomir Brajović, Professor für südslawische Komparatistik an der Philologischen Fakultät der Universität Belgrad
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Köln
Ein Interview mit Michael Müller, Slawist, wissenschaftlicher Assistent an der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln
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Berlin
Ein Interview mit Miranda Jakiša, Professorin für Süd- und Ostslawische Literaturen an der Humboldt-Universität zu Berlin
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