Redak­tion „novinki“

Hum­boldt-Uni­ver­sität zu Berlin
Sprach- und lite­ra­tur­wis­sen­schaft­liche Fakultät
Institut für Slawistik
Unter den Linden 6
10099 Berlin

„Ich ver­suchte, die Leser behutsam durch die Schre­cken der Repres­sionen zu führen“

Inter­view mit der Schrift­stel­lerin Guzel’ Jachina

Hier finden Sie das Inter­view im rus­sisch­spra­chigen Ori­ginal (Интервью по-ру́сски).

Guzel´ Jachinas [Gusel Jachinas] Debüt­roman Suleika öffnet die Augen (Zule­jcha otkry­vaet glaza) wurde 2015 von der rus­si­schen Presse als „Lite­ratur-Sen­sa­tion“ bezeichnet und gleich mehr­fach – unter anderem mit dem rus­si­schen Lite­ra­tur­preis Bol´šaja Kniga – aus­ge­zeichnet. Der kraft­volle und poe­ti­sche Stil der Schrift­stel­lerin wurde auch von Lin­gu­isten und Phi­lo­logen positiv bewertet. Nächstes Jahr wird Jachina Autorin des Textes für die Aktion „Welt­weites Diktat” – einer Bil­dungs­ak­tion, bei der jeder frei­willig seine Kennt­nisse der rus­si­schen Sprache unter Beweis stellen kann. Seit 2017 liegt auch die deut­sche Über­set­zung ihres Debüt­ro­mans vor. Im Inter­view mit novinki erzählte die Schrift­stel­lerin von den Her­aus­for­de­rungen, die sich wäh­rend der Arbeit an ihrem ersten Roman stellten, und von der Suche nach einem lite­ra­ri­schen Zugang zum kol­lek­tiven Gedächtnis.

Prot­ago­nistin von Jachinas Romans ist die mus­li­mi­sche Bäuerin Zule­jcha [Sulejka] aus einem abge­le­genen tata­ri­schen Dorf. Im Winter 1930, zur Zeit der Ent­ku­la­ki­sie­rung, wird sie mit einer Gruppe von Ver­bannten depor­tiert. Bauern und Ver­treter der Intel­li­gen­zija, Städter, Kri­mi­nelle und poli­ti­sche Gegner des Kom­mu­nismus (Klas­sen­feinde), Mus­lime und Christen, Heiden und Athe­isten, Russen, Tataren, Deut­sche und Tschu­wa­schen, alle diese Leute kommen am Fluss Angara zusammen. Aller­dings gestaltet sich das Exil für Zule­jcha mehr als Frei­heit denn als Gefängnis, eine Frei­heit von den eigenen Ängsten und der Unwis­sen­heit. Die Autorin hat diese opti­mis­ti­sche Geschichte gewählt, um den Lesern zu zeigen, dass „sogar in einem großen Unglück ein Korn zukünf­tigen Glücks ver­steckt sein kann“. Der Roman ist teil­weise von der Geschichte ihrer tata­ri­schen Familie inspi­riert. Die Groß­mutter der Schrift­stel­lerin wurde im Alter von 7 Jahren zusammen mit der ganzen Familie nach Sibi­rien depor­tiert. Bis jetzt ist Suleika öffnet die Augen in 29 Spra­chen erschienen.

novinki: Berauscht vom Erfolg nach der Ver­öf­fent­li­chung des Romans haben Sie in einem Inter­view gesagt, dass es Ihr Traum war, Schrift­stel­lerin zu werden (vorher war Jachina im Mar­ke­ting tätig – A.d.V.). Kann man jetzt sagen, dass dieser Traum wahr geworden ist? Ist es für Sie jetzt mög­lich, nur von Ihrer Tätig­keit als Schrift­stel­lerin zu leben?

 

Guzel’ Jachina: Das Schicksal des Buches ist tat­säch­lich ein glück­li­ches, aber es ist noch zu früh für ein Fazit. Der­zeit klappt es, und ich mache nun das, was ich immer machen wollte. Das bedeutet aller­dings nicht, dass mein Leben auch wei­terhin so sein wird. Es bedeutet nicht, dass der zweite Roman auch so erfolg­reich sein wird wie der erste. Im Gegen­teil ist es eher wahr­schein­lich, dass auf das zweite Buch nicht so ein großer Erfolg wartet. Alles, was ich gerade sagen kann, ist: Ich bin meinem ersten Roman dankbar dafür, dass ich an dem zweiten schreiben kann.

 

n.: Wenn ich mich nicht irre, haben Sie Ger­ma­nistik und Anglistik an der Päd­ago­gi­schen Uni­ver­sität in Kazan stu­diert und als Über­set­zerin aus dem Deut­schen gear­beitet. Die deut­sche Über­set­zung von “Zule­jcha” war eine der ersten. Wie war Ihre Zusam­men­ar­beit mit dem Über­setzer Helmut Ettinger? Hat Ihnen die deut­sche Über­set­zung gefallen?

 

G.J.: Ja, Sie haben Recht, ich habe als Über­set­zerin aus dem Deut­schen gear­beitet. Die Über­set­zung des Romans ins Deut­sche war tat­säch­lich gar nicht eine der ersten. Zuerst wurde er ins Tata­ri­sche über­setzt, danach ins Fin­ni­sche, Let­ti­sche, Est­ni­sche, Unga­ri­sche und noch einige andere Spra­chen, und erst danach ins Deutsche.
Die Zusam­men­ar­beit mit Helmut Ettinger war für mich sehr ange­nehm und unkom­pli­ziert. Am Anfang unserer Zusam­men­ar­beit hatte ich schon einige Fragen von anderen Über­set­zern bezüg­lich des Textes gesam­melt und – auf Anraten von Lite­ra­tur­agenten – einen Arbeits­ordner ange­legt, damit sich der nächste Über­setzer des Romans infor­mieren kann, was seine Vor­gänger wäh­rend der Arbeit an der Über­set­zung inter­es­siert hatte. Zu Beginn unserer Bekannt­schaft war ich also schon gut vorbereitet.
Im Unter­schied zu den frü­heren Über­set­zungen konnte ich den deut­schen Text teil­weise selbst ein­schätzen. Das war inter­es­sant. Da ich aber keine Mut­ter­sprach­lerin bin, habe ich immer wieder meine Freunde zu Rate gezogen. Ich habe einen ziem­lich großen Kreis deutsch­spra­chiger Freunde.
Herrn Ettinger habe ich per­sön­lich erst später kennen gelernt, als die Über­set­zung fertig war. Diese Begeg­nung war sehr herz­lich und auf­re­gend für mich.

 

n.: Was war die größte Schwie­rig­keit für Sie und den Über­setzer wäh­rend der Arbeit an der Über­set­zung? Im ersten Teil des Romans gibt es viele tata­ri­sche Begriffe…

 

G.J.: Bezüg­lich der tata­ri­schen Lexik sollte ich wohl anmerken, dass bei den meisten Über­set­zungen ent­schieden wurde, die tata­ri­schen Wörter bei­zu­be­halten. Sie wurden ohne Erläu­te­rung im Text belassen, genau wie im rus­si­schen Ori­ginal. Die Über­setzer sind davon aus­ge­gangen, dass diese Wörter aus dem Kon­text ersicht­lich sind. Außerdem wurde in vielen Über­set­zungen ent­schieden, nicht nur auf die Fuß­noten zu ver­zichten, son­dern auch auf das kleine „Wör­ter­buch” im Anhang des Romans. Übri­gens gibt es das „Wör­ter­buch” im rus­si­schen Ori­ginal und die Leser können einige Wörter am Ende des Romans nach­schlagen, um ihr Ver­ständnis zu über­prüfen. In anderen Län­dern haben Über­setzer und Her­aus­geber die Ent­schei­dung getroffen, dass das „Wör­ter­buch“ über­flüssig ist. In ein paar Spra­chen wurden die tata­ri­schen Wörter übersetzt.

 

 

n.: Ihr Roman ist eines der wenigen modernen Werke der rus­si­schen Lite­ratur, das die Repres­sionen the­ma­ti­siert. Einer­seits gibt es die klas­si­sche Lite­ratur zu diesem Thema, ich meine die Werke von Solže­nicyn oder Šalamov, die die Repres­sionen und die Lager­haft selbst erlebt haben. Ande­rer­seits besteht das Bedürfnis, das Gespräch zu diesem schmerz­haften Thema weiter fort­zu­setzen. Wie haben Sie ihre Auf­gabe verstanden?

 

G.J.: Ich würde diese Frage gern in zwei Bereiche teilen. Was das schmerz­hafte Thema der Repres­sionen angeht, haben Sie Recht. Es war schwer, dar­über zu schreiben. Aller­dings habe ich mir von Anfang an das Ziel gesetzt, keine bedrü­ckende Geschichte zu schreiben. Die Erzäh­lung sollte span­nend und nicht bleiern werden. Ich wollte die Leser bezau­bern, obwohl das Thema schwierig ist. Ich ver­suchte, die Szenen so auf­zu­bauen, dass der Text einen Sog ent­wi­ckelt, dessen Energie die Leser ständig in Atem hält und ihnen hilft, sich weiter durch die schweren, kom­pli­zierten Epi­soden der Geschichte zu lesen. Zwei­fellos gibt es bedrü­ckende Epi­soden im Roman, ich schreibe auch über Tod und Hunger. Ich wollte diese Szenen aber nicht ver­stärken und noch schlimmer machen. Ich ver­suchte im Gegen­teil, die Leser behutsam durch sie hin­durch zu führen.
Was den zweiten Teil der Frage nach den Tra­di­tionen der rus­si­schen Lager­li­te­ratur angeht, sollte ich das Buch Obitel (Heim­statt) von Zachar Pril­epin erwähnen. Sein Roman wurde etwa ein Jahr vor Suleika ver­öf­fent­licht. Der Roman von Pril­epin war das ein­zige lite­ra­ri­sche Werk über den GULag und Repres­sionen, das ich wäh­rend der Arbeit am Roman gelesen habe. Ich habe zufällig einen Abschnitt dieses Romans in der Zeit­schrift Russkij Reporter gesehen und gelesen. Der Roman gefällt mir, es ist ein inter­es­santer Aben­teu­er­roman mit einem fes­selnden Sujet, einer prall gefüllten Hand­lung. Kein Augen­zeuge könnte einen sol­chen Text schreiben. Ich hatte aber mehr Angst, die Romane von Solže­nicyn oder Šalamov erneut zu lesen. Die beiden Autoren haben sehr großen Ein­fluss auf mich. Ihre Texte sind lite­ra­risch sehr stark, des­wegen habe ich befürchtet, dass ihre Texte meinem Text ihren Stempel zu deut­lich auf­drü­cken könnten. Ich wollte meine eigene Stimme finden und einen Roman schreiben. Mit anderen Worten, statt Fik­tion habe ich vor allem viele wis­sen­schaft­liche Texte und his­to­ri­sche Unter­su­chungen gelesen.
Wäh­rend der Arbeit bestand die zweite Her­aus­for­de­rung für mich in dem Ver­such, ein wider­stands­fä­higes Gerüst aus his­to­ri­schen Fakten zu bauen, das heißt, die his­to­ri­schen Ereig­nisse exakt zu beschreiben, und ich hoffe, das erfolg­reich bewerk­stel­ligt zu haben. Die His­to­riker, die ich kenne, haben mir ver­si­chert, dass es mir gelungen ist. Diese Auf­gabe war sehr kom­pli­ziert. Ich habe ver­sucht, eine Art „Zopf“ aus realen Fakten zu flechten. Die Leser bemerken diesen „Zopf“ viel­leicht nicht immer, aber es gibt ihn. Ich ver­suchte, die genauen his­to­ri­schen Ereig­nisse mit der Dra­ma­turgie der fik­tio­nalen Geschichte zusam­men­zu­bringen und die his­to­ri­schen Fakten in den Text ein­zu­flechten. Zugleich habe ich einer­seits ver­sucht, die Geschichte wahr­heits­ge­treu zu schil­dern, ande­rer­seits, sie von einem dra­ma­tur­gi­schen Stand­punkt aus inter­es­sant zu gestalten. Es war nicht mein Ziel, all­ge­mein bekannte Fakten noch einmal nach­zu­er­zählen. Statt­dessen sollten die Figuren in ihrer Ent­wick­lung gezeigt werden. Der größte Teil der Arbeit an dem Buch war also dem Ver­such gewidmet, diese zwei Kom­po­nenten zu kombinieren.

 

n.: Ihre letzte Anmer­kung erin­nert mich an einen Artikel in der Tages­zei­tung “Kom­mersant” über die Ana­lyse einer Umfrage zum „Kol­lek­tiven Gedächtnis“ in Russ­land, die vom Institut für Sozio­logie der RAW durch­ge­führt wurde. Die Ergeb­nisse zeigen viele weiße Fle­cken auf. Die Men­schen kennen ihre Fami­li­en­ge­schichte nicht, bei­spiels­weise wissen sie nichts über repres­sierte Ver­wandte oder haben keine Ahnung über die Tätig­keiten ihrer Vor­fahren vor der Okto­ber­re­vo­lu­tion. Der Roman basiert teil­weise auf Ihrer eigenen Fami­li­en­ge­schichte. Wie kom­pli­ziert war es für Sie, sich an Dinge zu erin­nern oder Infor­ma­tionen in Archiven zu suchen?

 

G.J.: Tat­säch­lich musste ich in diesem Fall keine Zeit im Archiv ver­bringen, um die benö­tigten Infor­ma­tionen zu finden. Ich habe Infor­ma­tionen aus offenen Quellen ver­wendet, wie zum Bei­spiel von Museen oder der Web­site von „Memo­rial”.
(„Memo­rial Inter­na­tional“ [rus­sisch „Мемориал“] ist eine inter­na­tio­nale Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tion, die 1988 gegründet wurde und deren Schwer­punkte die his­to­ri­sche Auf­ar­bei­tung poli­ti­scher Gewalt­herr­schaft, die Ein­hal­tung der Men­schen­rechte und die soziale Für­sorge für die Über­le­benden des sowje­ti­schen Arbeits­la­ger­sys­tems (GULag) sind. Am 4. Oktober 2016 wurde die Ver­ei­ni­gung durch das Jus­tiz­mi­nis­te­rium auf die Liste der „aus­län­di­schen Agenten“ gesetzt. In Russ­land müssen sich gesell­schaft­liche Orga­ni­sa­tionen regis­trieren lassen, wenn sie poli­tisch tätig sind und finan­zi­elle Mittel aus dem Aus­land erhalten. Für die betrof­fenen Orga­ni­sa­tionen bedeutet die Regis­trie­rung eine erheb­liche Ein­schrän­kung ihrer Tätig­keit. – A. d. V.).
„Memo­rial” hat ein sehr großes Online-Archiv mit Erin­ne­rungen von Men­schen, die ent­ku­la­ki­siert oder in den GULag ver­bannt wurden. Mit­hilfe dieser Texte konnte ich mich tiefer in das Thema ein­ar­beiten und einen Blick von innen erhalten. Zwei­fellos sollte man berück­sich­tigen, dass diese Memoiren aus einer gewissen his­to­ri­schen Distanz heraus geschrieben worden sind, meh­rere Jahre oder Jahr­zehnte nach den Ereig­nissen. Im Ver­lauf der Zeit ver­än­dern sich Mei­nungen und Ein­schät­zungen. Den­noch konnte ich nur auf diese Wei­se­ver­su­chen, diesen Teil der Geschichte des Landes mit den Augen ihrer unmit­tel­baren Zeugen zu sehen, abge­sehen von meinen eigenen Erin­ne­rungen an Gespräche mit meiner Groß­mutter. Bestimmte Frag­mente aus diesen Erin­ne­rungen, die mir pas­send erschienen, sind in den Roman­text ein­ge­flossen. Im Buch gibt es viele „Klei­nig­keiten“, die ich nicht erfunden, son­dern in den realen Lebens­ge­schichten gefunden habe.

 

© Agentur Elkost

 

n.: Die Geschichte der Repres­sionen und „Säu­be­rungen“ ist wie ein Eis­berg. An der Spitze befinden sich viele Zeug­nisse, es gibt aber viel mehr ver­lo­rene Fakten und Geschichten. Sie haben lange mit diesem Teil des „Kol­lek­tiven Gedächt­nisses“ gear­beitet. Wie viele ähn­liche Geschichten bleiben den­noch außen vor?

 

G.J.: Dazu kann ich nur sagen, dass ich nach der Ver­öf­fent­li­chung von Suleika öffnet die Augen in Russ­land viele Briefe von Men­schen bekommen habe, deren Eltern oder Groß­el­tern ähn­liche Ver­ban­nungs­er­fah­rungen gemacht hatten. Mein Ein­druck wider­spricht also den Ergeb­nissen der genannten Umfrage. Im Gegen­teil, viele Men­schen erin­nern sich, viel­leicht nicht sehr detail­liert, aber trotzdem kennen sie die schmerz­hafte Fami­li­en­ge­schichte. Nur haben sie keinen Anlass, diese Geschichte zu erzählen. Suleika wurde zu einem sol­chen Anlass, und nach der Publi­ka­tion begannen die Men­schen wieder, sich zu erin­nern und mir zu schreiben.

 

n.: Der staat­liche Fern­seh­sender “Ros­sija 1” plant die Ver­fil­mung des Romans. In wel­cher Pla­nungs­phase steckt das Pro­jekt? Stammt das Dreh­buch von Ihnen?

 

G.J.: Nein. Anfangs wurde mir das ange­boten, aber ich habe abge­sagt. Jetzt bin ich froh dar­über, denn ers­tens bin ich keine ver­sierte Dreh­buch­au­torin. Ich habe zwar die Mos­kauer Film­hoch­schule als Dreh­buch­au­torin absol­viert, habe aber keine breite Erfah­rung in dieser Branche. Zwei­tens war es schwer für mich, noch länger mit dieser Geschichte zu arbeiten. Ich habe mit Suleika fast drei Jahre ver­bracht, danach musste die Nabel­schnur durch­trennt werden. Drit­tens braucht ein Dreh­buch immer Kür­zungen und Bear­bei­tungen. Für mich wäre es sehr schmerz­haft geworden, den eigenen Text zu zerschneiden.
Ich weiß, dass das Dreh­buch jetzt fertig ist. Ich habe es gelesen und kom­men­tiert. Aber die Vor­ar­beiten werden wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Ich drücke dem Film die Daumen. Es ist ein langes und teures Pro­jekt. Die Geschichte über Zule­jcha kann man nicht irgendwo im Mos­kauer Umland drehen, man braucht andere Land­schaften und Filmkulissen.
Übri­gens wurde vor­ges­tern (24. November 2017 – A.d.V.) die Pre­miere des Thea­ter­stücks Suleika öffnet die Augen in einer Insze­nie­rung des Regis­seurs Ajrat Abušach­manov im Theater in Ufa gefeiert. Abušach­manov ist ein sehr talen­tierter Regis­seur und die Pre­miere war, den Reak­tionen nach zu urteilen, erfolg­reich. Leider konnte ich nicht dabei sein.

 

n.: Ich gra­tu­liere Ihnen zu dieser guten Nach­richt. Am Ende unseres Gesprächs würde ich gern fragen: Sie haben mehr­mals gesagt, dass die sowje­ti­sche Geschichte der Schwer­punkt Ihres Schaf­fens ist. Woran arbeiten Sie jetzt gerade?

 

G.J.: Ich schreibe meinen zweiten Roman, der auch his­to­risch ist. Die Hand­lung des Romans umspannt den Zeit­raum von 1916 bis 1938. Schau­platz ist die Repu­blik der Wol­ga­deut­schen (ASSRNP), die 1923 gegründet wurde und bis 1941 bestand. Ich erzähle von der Geschich­te­dieses auto­nomen Sied­lungs­ge­biets und dem Schicksal eines Deut­schen, der als Lehrer im Dorf arbeitet.

 

Das Inter­view wurde von Natalia Popova am 26. November 2017 geführt und anschlie­ßend aus dem Rus­si­schen übersetzt.

 

Jachina, Guzel‘: Zule­jcha otkry­vaet glaza. Moskva: AST, 2015.
Jachina, Gusel: Sulejka öffnet die Augen. Aus dem Rus­si­schen von Helmut Ettinger. Berlin: Aufbau Verlag, 2017.