Als Spezialistin für Kirgistan lud Gulzat Egemberdieva Elmira Nogojbaeva, führende kirgisische Politik- und Kulturwissenschaftlerin, zum Interview ein. Nogojbaeva ist Gründerin des Gedächtnis-Projekts „Esimde“ (http://esimde.org/), welches offen zur Einsendung autobiographischer Texte für die zur Verhandlung eines traumabewältigenden, Erinnerung aufarbeitenden und Identität stiftenden kollektiven und kulturellen Gedächtnisses einlädt. Wichtige Aspekte der postsowjetischen Entwicklungen in Kirgistan sind für Gulzat Egemberdieva die Kontinuität der Relevanz der russischen Sprache, deren Bedeutung jedoch zunehmend unabhängig wird von einer Orientierung am russischen Staat – bei gleichzeitigem Bedeutungsgewinn der kirgisischen Sprache -; die vielfältige Vernetzung im gesamten postsowjetischen Raum, z.B. auch mit Initiativen in der Ukraine und in Georgien, aber auch mit der Türkei und dem westlichen Ausland; die Relevanz unabhängiger, z.T. von der Open Society Foundation und anderen Stiftungen (v.a. aus den USA) geförderter Initiativen, sowie ein starkes und z.B. nostalgisch-identifikatorisches Interesse an der sowjetischen Vergangenheit.