Dieser Text wurde kurz vor Beginn des brutalen Angriffskrieges Russlands in der Ukraine am 24. Februar verfasst. Am Dienstag, 1. März, wurde der Kyiver Fernsehturm, 1973 in unmittelbarer Nähe zur Gedenkstätte Babyn Jar errichtet, Ziel eines Raketenangriffs. Auch wenn der Erinnerungsort wohl nicht direkt getroffen wurde, wird diese Episode der ruchlosen Kriegsführung Russlands von Kommentator*innen als symbolischer Gewaltakt scharf verurteilt. Putins sogenannte „Entnazifizierungs“-Maßnahmen zielen ausgerechnet auf ein im Zentrum des Erinnerungskrieges stehendes Mahnmal: das Holocaust-Symbol Babyn Jar. Der ukrainische Präsident Selenskyj fragte am Abend des Angriffs in einem Tweet: “Wofür ‘Nie wieder’ 80 Jahre lang wiederholen, wenn die Welt, wenn eine Bombe auf Babyn Jar fällt, schweigt? 5 weitere Leben sind verloren. Die Geschichte wiederholt sich…”Seit Jahrzehnten wird in der ukrainischen Hauptstadt um eine angemessene Sprache gerungen, um dem Gedächtnis an die Babyn Jar-Tragödie eine angemessene Form zu verleihen. Auf globalpolitischer Ebene avanciert diese Suche zu einem abstrakten Kräftemessen zwischen einer “ukrainischen” und einer “russischen” Lesart der Geschichte, um das “richtige” Holocaust-Gedenken – aber auch um die Ausformung eines aktualisierten ukrainischen Selbstbildes, das angesichts einer drohenden Ausweitung der russischen Kriegshandlungen aktueller denn je erscheint. Nachdem die historische Stätte in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus des ukrainischen Holocaust-Gedenkens gerückt war, wendete sich am 27. Januar 2022, dem internationalen Holocaust-Gedenktag, einer der wichtigsten Rabbiner der Ukraine, Rabbi Moshe Azmann, vom schneebedeckten Babyn-Jar-Gelände aus mit einem Appell an Präsident Putin: Er solle keinen Krieg mit der Ukraine beginnen, nicht erneut Zerstörung über das Land bringen. Diese Episode illustriert: Babyn Jar fällt – auch im politisch zugespitzten „Ukraine-Russland-Konflikt“ – eine ungemein hohe Symbolkraft zu.Gerade einmal zwei Stationen sind es vom Stadtzentrum aus mit der Metrolinie 3 bis zur Station Dorohoschytschi. Tritt man aus dieser besonders tief unter der Erde gelegenen Metrostation an die Luft, setzt man den Fuß – ob bewusst oder nicht – auf von NS-Verbrechen geschändeten, symbolisch gesättigten Boden: Die Schlucht Babyn Jar, in der die Nazis am 29. und 30. September 1941 33.771 jüdische Bürger*innen von Kyiv und in den folgenden Monaten zehntausende weitere Menschen erschossen, ist heute ein Park. Nordöstlich des Stadtzentrums gelegen, wird er für gewöhnlich von Anwohner*innen oder zufälligen Passant*innen frequentiert. Nur selten hält jemand vor einem der vielgestaltigen Erinnerungszeichen inne, die – wie willkürlich – auf dem Gelände der historischen Schutzzone verteilt sind. Seitdem in der unabhängigen Ukraine ein differenziertes Gedenken an den Holocaust in der Öffentlichkeit möglich wurde, ist “Babyn Jar” (Babyn Jar ist die ukrainische, Babij Jar die russische Transliteration; ins Englische wird das Toponym mit Babi Yar übertragen) zu einem Symbol für den ”Holocaust durch Kugeln” geworden: So bezeichnete Patrick Desbois, französischer Pfarrer und Buchautor, die rassistisch motivierten Massenerschießungen in Osteuropa, die der systematischen Vernichtung von Jüdinnen und Juden durch den “munitionssparenden” Einsatz von Gaskammern vorausgegangen war.
Nationales Gedenken: 80 Jahre nach Babyn Jar
Am Abend des 5. Oktobers 2021 scheint der “gewöhnliche” Parkbetrieb in Bewegung versetzt: Gäste einer der vielen feierlichen Veranstaltungen, der Premiere des Films “Babi Yar. Context” des in Deutschland lebenden ukrainischen Regisseurs Sergei Loznitsa – im Rahmen des 80. Jahresgedenkens vom Babyn Yar Holocaust Memorial Centre (BYHMC), dem Nationalen Historischen Gedächtnisreservat “Babyn Jar” sowie Präsidialbüro und Ministerkabinett an verschiedenen Orten der ukrainischen Hauptstadt ausgetragen – mischen sich unter das Parkpublikum. Achtsam aber zielgerichtet bahnen sie sich ihren Weg durch die unübersichtliche, bedeutungsschwere Parktopographie. Der Erinnerungsraum von Babyn Jar, heute an einem urbanen Knotenpunkt, zwischen der Kreuzung von Olena Teliha bzw. Yurij Illjenka Straße und der Kirche des Hl. Kyrill gelegen, setzt sich aus rund drei Dutzend Denkmälern zusammen, die im Laufe der Jahrzehnte im Andenken an die verschiedenen hier ermordeten Opfergruppen aufgestellt wurden. Was fehlt: Ein staatliches Denkmal, welches das fragmentierte Gedächtnis von Babyn Jar ordnen und eine passende Form – eine Sprache – sowohl für den lokalen Kyiver Kontext als auch den globalen Holocaust-Kontext artikulieren würde. Bereits die Tatsache, dass die breite Autotrasse entlang der historischen Stätte der ukrainischen Dichterin, Nationalistin und Herausgeberin der Literaturzeitschrift Ukrayins’ke Slovo, Olena Teliha, einer glühenden Antisemitin, gewidmet wurde, kann als Hinweis auf die Komplexität des Ortes gelesen werden – und damit des polyphonen Erinnerungsdiskurses um Babyn Jar, den zu entwirren Anliegen dieses Textes ist.
Bewegt man sich am Denkmal für die in Babyn Jar ermordeten Kinder, dann am den Genozid an ukrainischen Roma erinnernden Eisenbahnwaggon vorbei; lässt man auch das 2019 über dem historischen Ort des Massakers eröffnete “Spiegelfeld” rechter Hand sowie das neueste Objekt, die “Crystal Wall of Crying” der Künstlerin Marina Abramovic, linker Hand liegen, wird ein großes Veranstaltungszelt sichtbar: Es verdeckt die Sicht auf die 1991 zum 50. Jahrestag des Massenmordes eingeweihte “Menora” des Architekten Yury Paskevich – das erste Erinnerungszeichen an diesem Ort, das spezifisch für die jüdischen Opfer bestimmt war. Hinter transluzenter Zeltplane wird eine Zuschauertribüne, die Menora und schließlich eine Bühne mit großer Leinwand sichtbar, flankiert von Bannern, auf denen eine digitale, rhizomartige Struktur aufflackert: das Logotyp des Babyn Yar Holocaust Memorial Centre (BYHMC), das angetreten ist, das Gedächtnis des Ortes zu erschließen und eine Sprache für die Geschichte von Babyn Jar zu finden. Die Leuchtpunkte des Akronyms zeichnen die abstrahierte Topographie von Babyn Jar nach, lösen sich und bilden die kabbalistischen Sephirot – den jüdischen Lebensbaum.
Das BYHMC – die „private Initiative“ – geht paradoxerweise auf eine staatliche Entscheidung des ehemaligen Präsidenten Petro Poroschenko und des Kyiver Bürgermeisters Vitali Klitschko im Jahr 2016 zurück, den russischen Investoren Michail Friedman, German Khan und Pavel Fuchs freie Hand zu erteilen; die drei Co-Initiatoren sollen durch ihre Geschäfte enge Beziehungen zum Kreml pflegen. Auch Viktor Pinchuk, ukrainischer Oligarch und Kulturmäzen, der im Stadtzentrum der ukrainischen Hauptstadt das populäre Museum und Kunstvermittlungszentrum Pinchuk Art Center unterhält, ist unter den Hauptinvestoren. Mittlerweile steht ein Teil des Regierungsapparats inklusive Präsident Vladimir Selensky hinter dem Projekt; Bürgermeister Klitschko, die Literaturnobelpreisträgerin Svetlana Alexievich oder Joschka Fischer gehören dem namhaften Aufsichtsrat der Stiftung an.
Als 2019 bekannt wird, dass den Posten der künstlerischen Leitung der russische Filmemacher Ilya Khrzhanovsky – Schöpfer des skandalumwitterten Mega-Filmprojekts “DAU” – übernehmen würde, häufen sich kritische Kommentare aus Wissenschaft und Medien; als im April 2020 ein “unfertiger” Konzeptentwurf durch ein Leak in die ukrainische – und von dort aus in die internationale – Presse gelangt, wird lautstark Khrzhanovskys Rücktritt gefordert. Wie schon bei DAU, wird einerseits die interne Arbeitsweise des von den einen als “Megalomane”, von den anderen als “Universalgenie” bezeichneten Künstler-Kurators kritisiert, andererseits sein von vielen als totalitär bezeichneter Umgang mit dem historischen Gedächtnis und der Kunst.
Friedhof Babyn Jar: Umkämpfter Erinnerungsdiskurs
„Auf Friedhöfen ist es nicht erlaubt zu schreien“, schreibt Viktor Nekrasov 1966 über die Denkmallandschaft von Babyn Jar. Seit den Neunzigern – auch in der aktuellen Debatte – steht immer wieder eine leicht abgeänderte Fragestellung im Fokus: Ist es erlaubt, auf einem Friedhof zu bauen?
Bei einer Kundgebung am 29. September 1966 – in einer Zeit, als alle Worte über den Holocaust politisch geahndet wurden – hatte Ivan Dzjuba, Intellektueller und Dissident erster Stunde, von der sowjetischen Regierung gefordert, die historische Wahrheit auszusprechen (“Stille sagt nur dann viel, wenn alles, was hätte gesagt werden können, schon gesagt worden ist”) – und zur entschiedenen Verurteilung aller Verbrechen gegen die Menschlichkeit, ob unter sowjetischer oder NS-Herrschaft verübt, aufgerufen. Seinen Appell wiederholte er im September 2006 in der nationalen Oper in Kyiv anlässlich des offiziellen Jahresgedenkens:
„Das Bild-Symbol von Babyn Jar muss wirken wie eine unerbittliche Warnung an die Menschheit vor den vielgesichtigen Gewalten von Menschenfeindlichkeit und Despotismus.“ (Aus Ivan Dzjubas Rede zum 65. Jahresgedenken, in: Den‘, 29.9.06, No 165. Übersetzung der Autorinnen)
Weitere fünfzehn Jahre später, im Veranstaltungszelt bei der Menora, tritt der Bürgermeister von Kyiv, Vitali Klitschko, ans Mikrofon. Auf etwas ungeschickte Weise setzt er Holocaust, Holodomor und die russische Annexion der Krim in einen direkten Zusammenhang zum Babyn Jar-Jahresgedenken. Die Aufzählung impliziert eine Äquivalenz, die jeglicher historischen Grundlage entbehrt, jedoch als charakteristisch für die politisch aufgeladene ukrainische Geschichtspolitik angesehen werden kann. Klitschko spricht langsam und betont; zuweilen bekommt seine Stimme einen aggressiv-pathetischen Ton: Die Erwähnung der russischen Aggressoren scheint ihn tatsächlich zornig zu stimmen.
Auch Regisseur Sergei Loznitsa ist wütend, wenngleich aus einem anderen Grund als Klitschko. Sichtlich nervös – Loznitsa spricht als einziger auf Russisch – betont er, dass auch die ukrainische Kollaboration mit den Nazis nicht vergessen werden dürfe. Ihn scheint die politische Vereinfachung des Mainstream- Geschichtsnarrativs zu stören, das ukrainische Nationalisten märtyrerhaft als Kämpfer für die staatliche Unabhängigkeit verehrt, während über jegliche Beteiligung am Holocaust hinweggeschwiegen wird.
Zwei Initiativen: Zwei Denkmäler, zwei Museen?
Das BYHMC ist nicht die einzige Initiative, die in aktuellen erinnerungspolitischen Diskussionen über Babyn Jar ganz oben mitmischt. Als “privat“ oder „russisch“ wird das Projekt – nicht ohne Polemik – von der gegen es opponierenden “staatlichen” oder “ukrainischen Initiative” bezeichnet, die aus dem 2003 gegründeten Komitee “Babyn Jar” hervorgegangen ist und sich ebenso auf staatliche Entscheidungsträger beruft, aber auch auf ukrainische und internationale Forschungseinrichtungen, jüdische Institutionen, wie The Association of Jewish Organizations and Communities (VAAD) oder etwa die dem rechten Lager nahestehende Organisation Ukrainischer Nationalisten. Das Komitee sieht sich als Fortsetzung der dissidentischen, ukrainisch-jüdischen Bewegung der 1960/70er Jahre; tatsächlich ist es insbesondere einem Kreis ukrainischer, russischer und teils jüdischer Aktivist*innen zu verdanken, dass sich in der sowjetischen Ära so etwas wie eine ukrainische Erinnerungskultur etablieren konnte. Einst hatten Autoren wie Ivan Dzjuba, Viktor Nekrasov oder Anatolyi Kuznetsov gegen das gezielte Vergessen auf staatlicher Ebene protestiert; seit der ukrainischen Unabhängigkeit kämpfen sie bzw. ihre „Nachkommen“ gegen die Tatenlosigkeit der Politik, wenn es um die Schaffung eines einheitlichen, die kleinteilige Denkmallandschaft ordnenden Erinnerungsnarrativs oder um den Schutz des Erinnerungsortes angesichts schleichender Privatisierungsversuche von Babyn Jar geht.
Nach jahrelangem Engagement, umfassenden wissenschaftlichen Studien der historischen Topographie von Babyn Jar (davon zeugt die ukrainische Publikation “Babyn Jar: Macht, Mensch, Geschichte”) wird 2005 ein weiträumiges Areal zum denkmalgeschützten Reservat bestimmt; zwei Jahre später wird ihm nationaler Status zugesprochen. Mit diesem Etappensieg, so hofft man, konnte die interessengeleitete Bebauung gestoppt werden; doch selbst die Ernennung Babyn Jars zur denkmalgeschützten Zone – und dem in diesem Rahmen festgesetzten Bebauungsverbot – hindert private Initiativen nicht daran, weitere Vorstöße zu unternehmen. 2002 war ein erstes amerikanisches Projekt für ein jüdisches Zentrum auf dem Territorium des einzigen erhaltenen Friedhofs verhindert worden; 2006 macht eine städtische Initiative unter dem Oligarchen und Vorsitzenden des All-Ukrainischen Jüdischen Kongresses Vadim Rabinovich den Vorstoß, ein jüdisches Religionszentrum und Museum zu errichten, ein Grundstein wird aufgestellt. “Die Schutzzone existiert praktisch nur auf dem Papier”, ist aus Initiatorenkreisen zu vernehmen.
2016 nehmen zwei Konzeptentwürfe parallel zueinander Form an, erstellt von der „ukrainischen“ und der „russischen Initiative“. Während es sich bei letzterer um das private, in der internationalen Presse und unter Historiker*innen vielfach diskutierte Projekt handelt, das auch hinter dem großangelegten, exklusiv anmutenden Jahresgedenken sowie den neu errichteten Installationen steht, hat sich das ukrainische Konzept – wohl aufgrund fehlender Popularität, Internationalität und chronischen Geldmangels selbst involvierter staatlicher Institutionen – noch in keiner Form manifestieren können. Den rechtlich geregelten Grundsatz des staatlich geschützten Territoriums hat die „private Initiative“ bereits mehrfach gebrochen: das Bauverbot.
Nationales Denkmal, nationales Gedächtnis
Letzteres wird als zentrales Anliegen im Konzeptpapier der staatlichen Initiative genannt, auf Anordnung des Präsidenten 2017 von einer Arbeitsgruppe unter Aufsicht des Geschichtsinstituts der ukrainischen Akademie der Wissenschaften (NAN) erarbeitet. Das “Konzept einer komplexen Memorialisierung von Babyn Jar” wird 2018 vom Ministerkabinett bestätigt. Ein Jahr später werden die bestellten Konzepte zur “Erweiterung der Grenzen des nationalen Geschichts- und Gedenkreservats” sowie “für ein Museum der Geschichte von Babyn Jar” von 43 ukrainischen wie ausländischen Wissenschaftlicher*innen rezensiert – und im Oktober 2021 der Öffentlichkeit präsentiert. Der Entwurf des “ukrainischen” Projektes schlägt auch ein “ukrainisches” Gedächtnismodell vor: Entstehen sollen ein Erinnerungspark, ein Museum über Babyn Jar und ein ukrainisches Holocaust-Museum – letztere außerhalb der Schutzzone.
“Der Erinnerungspark ist unsere Antwort auf die chaotische Bebauung, die auch in diesem Moment auf dem Territorium Babyn Jars fortgesetzt wird”, so Tatjana Pastushenko, Historikerin, leitende wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte (NAN) und Sekretärin der Arbeitsgruppe – und spielt dabei auf die zwar staatlich gedeckten, jedoch undurchsichtig realisierten und schlecht kommunizierten Baumaßnahmen des BYHMC an. Im „ukrainischen“ Erinnerungspark sollen alle Tragödien, die in Babyn Jar passiert sind, abgebildet werden; es soll ruhig der Toten gedacht werden können. Anstatt auf dem historischen Areal zu bauen, sollen mit den Mitteln landschaftlichen Designs sowohl Orte der Massenerschießungen als auch ehemalige Friedhöfe markiert werden. Beide Museen – dem Holocaust und Babyn Jar gewidmet – sollen in einem Museumskomplex unterkommen, verbunden durch die Geschichte der Massenerschießungen in Babyn Jar. Das Narrativ des Holocaust-Museums soll die Geschichte des Westens, insbesondere Deutschlands, der Sowjetunion und der unabhängigen Ukraine umfassen.
“Das Gedenken an einem solchen Ort sollte in Zusammenarbeit mit dem Staat, wissenschaftlichen und gemeinnützigen Institutionen geschehen – und kein kooperatives Projekt, verschlossen vor jedem öffentlichen Einfluss, sein”, sagt Pastushenko bei der Präsentation des Konzepts. Es gehe doch um ein nationales Denkmal, das nationale Gedächtnis, lässt Historiker Vitalyi Nachmanovich, stellvertretender Vorsitzender der Arbeitsgruppe, an anderer Stelle verlauten. “Vielleicht sollten wir kein nationales Denkmal nach sowjetischem Vorbild bauen, d. h. aus der Geschichte nur das nehmen, was in die Ideologie passt? Vielleicht lohnt es zu versuchen, eine gewisse Symbolik für alles, was an diesem Ort passiert ist, zu finden.”
BYHMC: Ein “innovatives” Museum
„Die Aufgabe des Projektes besteht darin, ein innovatives Museum für die Ukraine zu bauen, das potenziell ein Beispiel für andere Länder werden könnte“, sagt BYHMC-Geschäftsführer Ruslan Kavatsjuk im Rahmen einer Gesprächsrunde, die beide Initiativen – privat und staatlich – an einen Tisch bringt. „Ein traditionelles Holocaust-Museum wäre eine Niederlage.“ Die Veranstaltung unter dem Titel „Wenn Museen Schauplätze von Erinnerungskämpfen werden“ wird vom Ukrainischen Institut für Nationale Erinnerung im April 2020 ausgetragen. „Innovation“ sieht in der zeitgenössischen Museums- und Denkmallandschaft den Gebrauch „innovativer“ neuer Medien vor – und dieser wird sich in der interdisziplinären, medienübergreifenden Arbeit des Projekts denn auch großzügig bedient.
Am Fuß des noch immer erkennbaren Abhangs von Babyn Jar liegt ein rundes, flaches Metallpodest. Hohle Stehlen, bei Dunkelheit von innen heraus beleuchtet, ragen baumstammartig in die Höhe. Das begehbare, spiegelnde Objekt wird phasenweise in Vibration versetzt, die im eigenen Körper nachklingt: Es übersetzt die erschütternde Abstraktheit der unzähligen Menschenleben, an diesem Ort maschinenhaft niedergeschossen, in wahrnehmbare elektrische Schwingung. Auf der Metallfläche verteilte Löcher bilden das Kaliber der hier eingesetzten Gewehre ab. Auf Ukrainisch verlesene Opfernamen, Archivaufnahmen jiddischer Melodien aus der Vorkriegszeit und pastorale Gesänge schallen über das „Spiegelfeld“.
Es ist eine der ersten Installationen, die seit 2020 schrittweise eröffnet wurden. Im Zuge des 80. Jahresgedenkens wird weniger Meter weiter auch die vierzig Meter lange, drei Meter hohe „Kristallene Klagemauer“ von Marina Abramovic vorgestellt: Aus ukrainischer Kohle und brasilianischen Quarzkristallen zusammengesetzt, soll sie eine symbolische Verlängerung der Klagemauer in Jerusalem darstellen, Raum für Erinnerung und Reflexion bieten. Die Interaktion mit den Kristallspitzen, in Höhe von Kopf, Brust und Bauch angebracht, soll „die Verbindung von privatem und kollektivem Gedächtnis durch Körpererfahrung“ wiederherstellen – so heißt es in der Beschreibung. Ein drittes Objekt, das der Erinnerungslandschaft wie ein Fremdkörper aufgesetzt worden ist: die “Symbolische Synagoge” aus ukrainischer Eiche in Form einer aufgestellten Thora, die geöffnet und geschlossen werden kann. Bedeckt von einem bunten Symbolsystem und hebräischen Gebetssprüchen, orientiere sich die Ausstellungsarchitektur an traditionellen Synagogen der Westukraine, heißt es aus dem deutsch-schweizerischen Büro Manuel Herz Architects.
Architektin: „How possibly could one intervene in such a place?“
Drei Mal wurde also bereits gegen die Bauverordnung der geschützten Denkmalzone verstoßen, erlaubt sind lediglich mobile, vorübergehend errichtete Pavillons. Hinzukommen soll ein seit Monaten im Bau befindliches Objekt: Ein bewegungsloser Kran hängt über einer Baugrube, der Sichtschutz zeigt Modellierungen des von den Berliner Architekten SUB konzipierten Museumsbaus “Kurgan”, der die Geschichte der Massenerschießungen mithilfe von 3D-Technologie zu „reproduzieren“ bestrebt ist. Im Zentrum des Entwurfs steht das Erdreich als physische Erinnerungsschicht, die – zumindest in diesem Grundgedanken herrscht auf allen Seiten Einigkeit – höchst achtsam behandelt werden muss. „Die Erde zeichnet Geschichte nach, hat tiefgreifende Bedeutung“, sagt SUB-Architekt Andrea Faraguna bei der Projektpräsentation.
„How possibly could one intervene in such a place?“, lautet eine zentrale Frage in der Diskussion um die Neugestaltung des historischen Babyn Jar-Geländes. Die vom BYHMC verfolgten räumlichen Eingriffe durch den entstehenden Museums-Grabhügel sowie die bereits eröffnete Synagoge werden von der Architektin Marina Otero Verzier als „confident but humble“ – selbstbewusst aber bescheiden – beschrieben. Die architektonische Intervention müsse respektvoll sein und gleichzeitig die Stärke haben, jene zu repräsentieren, die an diesem Ort brutal zum Schweigen gebracht wurden.
Erinnerungskrieg: “That Was Where Russia’s Annexation Began”
Der Konflikt wird in erster Linie auf der Ebene der symbolischen und (global-) politischen Repräsentation des Ortes ausgetragen. Erinnerungskriegen ist gemein, dass sie sich in abstrakter, repräsentativer Distanz zu ihrem Gegenstand abspielen – und meist ist es das Mittel mythologisierender Narration, dessen sich die um das Gut „ihrer“ historischen Wahrheit konkurrierenden Parteien bedienen. Im Falle von Babyn Jar schlägt sich der Diskurs ebenso in der historischen Topographie nieder: Gebaut wird, obwohl die Entscheidungsprozesse über die Zukunft des Ortes längst nicht abgeschlossen sind.
Die Anhänger der ukrainischen Initiative sind überzeugt: Das “russische Projekt” sei ein Hebel im Krieg Russlands gegen die Ukraine. Khrzhanovsky und die wichtigsten Stakeholder stünden für eine verzerrte, postsowjetische Lesart der Geschichte von Babyn Jar und allgemein des Holocausts. In dieser Perspektive werden alle ukrainischen Zeitgenossen ohne Differenzierung als Kollaborateure und Antisemiten – oder im zeitgenössischen russischen Politjargon: als “Faschisten” – dargestellt. Indem “Russland” freie Hand im Bau eines Museums an diesem Gedenkort erteilt wurde, wird, so die Befürchtung, dem Gedächtnis von Babyn Jar auch ein “russisches Geschichtsnarrativ” aufgedrückt.
Wird der Gedächtnisraum von Babyn Jar zur Projektionsfläche der hybriden Kriegsführung Russlands gegen die Ukraine? Diese Annahme passt zumindest zur Analyse russischer Kriegsstrategien, die der in Kyiv lebende Politikwissenschaftler und Osteuropa-Experte Andreas Umland formuliert hat:
„Purposeful manipulation with topics of national memory, recent history and interethnic relations, not least in Polish mass media and social networks, is part and parcel of Russia’s so-called hybrid war against Kyiv. The Kremlin’s attack on the Ukrainian nation is executed, with a multitude of military and non-military, hard- and soft-power instruments, on a daily basis. It actively exploits controversial historical issues, and aims to destroy the Ukrainian state from within rather than from outside.“
Yohanan Petrovsky-Shtern, ukrainischer Historiker, Nachkomme zweier Babyn Jar-Opfer, spricht gar von einer möglichen russischen Invasion Kyivs, “wie in Sewastopol” – eine Bedrohung, die wenig abstrakt anmutet in Zeiten, in denen an der belarusischen Grenze, auf der annektierten Krim und in den von Separatisten besetzten ukrainischen Gebieten die russische Armee in Kampfbereitschaft präsent ist. “There needs to be outrage over this. Russia received a long lease on Sevastopol from Ukraine, and that was where Russia’s annexation began,” sagt Petrovsky- Shtern. Die kleinste Provokation könnte eine Besatzung Kyivs zur Folge haben. Im Gespräch mit Hromadske International appelliert der Bruder der Schriftstellerin Katja Petrowskaja, die ihre mit Babyn Jar verknüpfte Familiengeschichte in ihren Roman “Vielleicht Esther” hat einfließen lassen, an ukrainische intellektuelle, politische und öffentliche Figuren: “They need to understand that Mr. Putin and his aide Vladislav Surkov are using three or four oligarchs who invest their money into BYHMC as their puppets. By allowing this to happen, the Ukrainians are allowing the imperial ideologists to impose their own – misleading and harmful – vision of events on Ukraine.”
Sinnkonflikt: Konfrontation von Erinnerungen und Ideologien
Warum ist Babyn Jar heute kein Ort des respektvollen Austauschs, der ruhigen Erinnerung, sondern wird – je nach Auslegung – zum Medium nationalstaatlicher Mythenbildung bzw. zum Austragungsort hybrider Kriegsführung? “Wie jedes beliebige bedeutende Phänomen hat Babyn Jar viele Bedeutungsebenen: räumlich, historisch, politisch, gesellschaftlich, ethisch”, so Vitalyi Nachmanovich, einer der schärfsten Kritiker des privaten Projekts. Die Basisebene sei die historische und betreffe die Frage: Was ist hier eigentlich geschehen? “Diese Frage erscheint einfach, aber tatsächlich ist Babyn Jar bis heute nicht nur
voller weißer Flecken, sondern auch voller Stille und absichtlicher Fälschungen”, so der Historiker in der Online-Zeitschrift Istorichna Pravda. “Hier geht es nicht einfach um das Gedenken an die Opfer – dafür stehen bereits 30 Denkmäler dort. Hier geht es um den Bau eines großen Gedenkkomplexes, um die Erschaffung von Bedeutungen und Ideologien.“ Offensichtlich laufe die Schaffung eines solchen Museums auf einen Sinnkonflikt hinaus.
Dass im Zuge des Umgangs mit der Erinnerung und Topographie Streitigkeiten auftreten könnten, hatte das Komitee „Babyn Jar“ früh erkannt – im Rahmen des Konzeptentwurfs zur Schaffung einer Schutzzone hatte es auch Wege vorgeschlagen, wie Dissonanzen umgangen werden könnten. Kurz vor dem 65. Jahresgedenken unterschrieb Präsident Viktor Jushchenko zwar die Verfügung zur Schaffung einer
Schutzzone, doch der ausführliche Konzeptentwurf wurde ignoriert. Die fragmentierte Erinnerungslandschaft zu ordnen und die Bedeutung von Babyn Jar auszuhandeln – das müsse Aufgabe einer staatlichen Initiative sein, meint Nachmanovich. Die Frage sei, wer sich dieser Aufgabe annehme: “Der ukrainische Staat im Austausch mit ukrainischen Wissenschaftler*innen, der ukrainischen Gesellschaft oder ausländische Wohltäter unter Nachsehen des Staats und einer hilflosen Gesellschaft.” Doch fehlt es nicht nur an einer gesamtgesellschaftlichen Verständigung über ein gemeinsames historisches Gedächtnis, sondern auch an einer staatlichen Autorität, die Orientierung in Fragen der Vergangenheitsbewältigung bieten würde. „Faktisch ist eine künstliche Konfrontation zweier Erinnerungsinstitutionen, zweier Erinnerungspolitiken, zweier Einstellungen zur Erinnerung entstanden“, sagt Kateryna Chujeva, Präsidentin der nichtkommerziellen Vereinigung ICOM Ukraine, die sich für die Einhaltung eines ethischen Museumskodexes und den Schutz von Natur- und Kulturlandschaften einsetzt. Während das putinsche Geschichtsnarrativ jegliche sowjetische Kollaboration während der doppelten Besatzungsphase mit den Nazis ausschließt, stehen Fragen der Interpretation und Bewertung der Rolle der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) bzw. der Bandera-Fraktion (OUN-B) im Zentrum der ukrainischen Erinnerungspolitik. Neben der alles “Sowjetische” aus der ukrainischen Realität tilgen wollenden “Dekommunisierungskampagne” werde eine offizielle Affirmation der OUN – und eine Verzerrung der von dieser ultra-nationalen Bewegung vertretenen ethnozentrischen Werte – auf breiter gesellschaftlicher Ebene erfolgreich vorangetrieben, so Andreas Umland. Das illustriert der bereits angesprochene, an Babyn Jar angrenzende Straßenverlauf: Benannt nach einer antisemitischen Nationalistin, trifft die Olena Teliha-Straße im Nordwesten der Stadt auf den Stepan Bandera-Prospekt, der vor der “Dekommunisierungskampagne” noch Moskauer Prospekt hieß. Der OUN-Ideologe Bandera ist eine in russophonen wie pro-westlichen Kreisen in der Ukraine höchstumstrittene Figur, die Pogrome in Lviv maßgeblich mitorganisierte. Auch in der Denkmallandschaft wird seit 1992 an ukrainische Nationalisten erinnert: an “621 Teilnehmer des antinazistischen Untergrunds der OUN” – Olena Teliha wird auf der Inschrift gesondert hervorgehoben.
Ukrainische Vergangenheitsbewältigung
„Wir lernen erst jetzt aus dem schwarz-weißen Kaleidoskop auszutreten, wo alle Sowjets schlecht sind und alle Ukrainer gut. Da sehe ich eine Entwicklung. Aber bezüglich einiger Punkte – selbst für den symbolischen Raum – haben wir keine Antwort“, sagte Anton Drobovich, Leiter des Instituts für Nationale Erinnerung, in einer Diskussionsrunde am Tag des 80. Jahresgedenkens. Wenn es um die „Gerechten der Weltnationen“, Kollaborationen ukrainischer Nationalisten mit den Nazis, zivile Denunziationen oder Analysen von Überlebensstrategien während der Besatzungszeit gehe, wolle man auf Regierungsebene keine eindeutige Position übernehmen: „Der Staat hat in Fragen des Gedenkens an Babyn Jar keine Subjektivität.“
Ob ein kritischer Umgang mit dem komplexen Gedächtnis von Babyn Jar möglich ist, hängt jedoch wesentlich davon ab, ob eine gesamtgesellschaftliche Diskussion ebenjener strittigen Fragen geführt wird. Angesichts eines von Russland geführten hybriden Krieges ist aus ukrainischer Sicht die Formierung eines starken, nationalen Geschichtsnarrativs relevant. Zentraler Motor dieser erinnerungspolitischen Entwicklungen ist das Ukrainische Institut für Nationale Erinnerung, das hinter der staatlichen Initiative wie auch der Neueröffnung des Museums der Russischen Aggression steht.
Unterdessen hat sich die Kriegsrhetorik im Erinnerungsdiskurs längst festgesetzt – auf beiden Seiten. Josef Zissels, Vertreter der staatlichen Initiative, hebt die gesetzwidrige Funktion des russischen Projekts und seine Rolle im hybriden Krieg hervor. “Wenn der hybride Krieg mit dem Sieg der Ukraine zu Ende geht, werden das unsere Trophäen sein.” Zissels hat jüngst ein Papier im Namen der ukrainischen Juden (VAAD) an Bundeskanzler Olaf Scholz initiiert, in dem er entschlossenere Maßnahmen Deutschlands im Umgang mit Russland fordert und die historische Verantwortung Deutschlands der Ukraine gegenüber betont.
Was wird aus Babyn Jar?
Anfang 2021 hatte Bürgermeister Klitschko in der Kyiver Rada unter den Abgeordneten für das russische Projekt und die Zuweisung dreier Grundstücke auf dem Gelände von Babyn Jar an die “russische” Initiative mobilisiert; die Abstimmung wurde mehrmals verschoben und endete in einem Skandal. Dann wurde ein vom Institut für Menschenrechts- und Informationspolitik der Verchovna Rada eingebrachter Gesetzesentwurf verabschiedet, der die Unzulässigkeit der russischen Initiative und gleichzeitig die Bestätigung des staatlichen Konzeptes festlegt. Trotzdem sieht es schlecht aus für die lokale Initiative. Wie im Juni bekannt wurde, hatte der staatliche Eigentumsfond am 29. April die Möglichkeit einer Vermietung des einzigen erhaltenen historischen Gebäudes auf dem Gelände der denkmalgeschützten Zone von Babyn Jar prüfen lassen: der ehemaligen Kanzlei des jüdischen Luk’yanov-Friedhofs, die seit 2017 mit staatlichen und privaten Mitteln restauriert wird – dieses Gebäude wird im ukrainischen Konzept für die Unterbringung der beiden Museen angeführt. Dem ehemaligen sowjetischen Dissidenten, Kopf der jüdisch-nationalistischen Bewegung, Josef Zissels, zufolge stimmte Premierminister Denis Shmygal’ dem Vermietungsgesuch zu – und so befindet sich auch dieses Gebäude nun in der Einflusssphäre russischer Sponsoren. Anatolyi Podol’skyi, Co-Autor des Konzeptpapiers, kommentiert die Übergabe des Hauses in der Istorichna Pravda wie folgt: “Das ist die Kapitulation. Als ukrainischer Historiker, als Mitglied der Arbeitsgruppe, die das staatliche Erinnerungskonzept für die Opfer von Babyn Jar geschaffen hat, glaube ich, dass diese Tatsache beweist: Die höchsten Staatsbeamten kapitulieren, arbeiten für das Putin-Regime. Jetzt kann man nicht mehr von historischen oder erinnerungsbezogenen Aspekten sprechen, sondern nur noch von politischen. Unser Staat sieht nun aus wie eine Serviceeinheit eines privaten prorussischen Projekts.”
Womit überzeugt die “russische Initiative” eine lange Reihe an ukrainischen wie internationalen Intellektuellen und Politiker*innen, darunter Svetlana Alexievich, Ronald Lauder (Präsident des World Jewish Congress), Natan Sharansky (israelischer Politiker mit sowjetisch-dissidentischer Vergangenheit) und Patrick Desbois, dem Aufsichtsrat beizutreten oder ausländische Regierungen – auch die deutsche ist im Gespräch –, das Projekt zu finanzieren? Warum richten sich Menschen aus Kultur- und Kunstwelt nicht entschiedener gegen ein Projektvorhaben an einem solch sensiblen Ort, bei dem unschwer anzunehmen ist, dass es durch kremlnahe Stakeholder finanziert wird? Yohanan Petrovsky-Shtern ist überzeugt: “Ignoranz, Prestige und Geld” – besonders letzteres, schließlich wurden für das BYHMC rund 100 Millionen Dollar veranschlagt. “I think that Khrzhanovsky is extremely cynical about what he is doing. He might be knowledgeable and talented, and even a good professional, but he is a first-rate cynic – and affordable puppet in the hybrid war against Ukraine.”
Loznitsas Dokumentation: “Babi Yar. Context”
Am Abend des 5. Oktobers sind auch Ilya Khrzhanovsky, künstlerischer Leiter des BYHMC, und Marina Abramovic, Diplomat*innen einer israelischen Delegation und internationale Politiker*innen unter den geladenen Gästen. Dabei findet die offizielle Gedenkzeremonie mit den Staatsgästen Frank-Walter Steinmeier, dem israelischen Präsidenten Isaac Herzog sowie dem albanischen Präsidenten Ilir Meta erst am Folgetag statt. Neben politischen Ansprachen umfasst das Veranstaltungsprogramm die Uraufführung des sakralen Chorwerks “In Memoriam” des Kyiver Komponisten-Urgesteins Valentyn Sylvestrov sowie das Screening des Dokumentarfilms “Babi Yar. Context”. Vom BYHMC co-produziert, feiert Loznitsas erschütternde, mehrfach ausgezeichnete Doku ihre ukrainische Premiere; erstmals wird sie außerhalb von Filmfestivals gezeigt.
“Babi Yar. Context” arbeitet sich an der Vorgeschichte, dem Massenmord selbst sowie der juristischen Aufarbeitung des Massakers von Babyn Jar ab. Während es sich beim Filmmaterial um teils erstmals gesichtetes Archivmaterial handelt, ist der Sound nachproduziert; die hohe Tonqualität verleiht den Bildern eine starke Fiktionalität – erschafft eine Hyper-Authentizität des Dokumentarischen. Dabei ist die Bildebene nicht nur dokumentarisch, sondern oftmals propagandistisch behaftet: Eine Reihe von Filmsequenzen nehmen die Täterperspektive ein, andere bilden nationalsozialistisches Propagandamaterial ab, ohne es explizit als solches zu kennzeichnen; dieses Vorgehen wurde etwa von Vitalyi Nachmanovich kritisiert. Dass der aus Originalbildern und schlichten Text-Einblendungen zusammengesetzte Film das eigentliche Massaker nicht zeigt, kann auf den Umstand zurückgeführt werden, dass die Nazis die Verbrechen selbst nicht dokumentierten. (Einzelne Episoden des laufenden Filmprojekts, das beim Filmfestival in Cannes im Juli 2021 prämiert wurde, können auf der BYHMC-Website sowie auf YouTube angeschaut werden; auch solche, die nicht in die Endfassung des Films Eingang gefunden haben.)
Dokumentation einer Topographie des Verbrechens
Der Film dokumentiert das zweitägige Massaker von Babyn Jar: Am 29. September 1941 – es war Jom Kippur, nach jüdischer Tradition der Tag der Vergebung – setzte sich ein Menschenzug von der zentralen Sammelstelle aus zu Fuß in Richtung Stadtrand in Bewegung. Anfangs verblieben die Menschen im Unklaren darüber, wohin sie geführt wurden – so machten etwa in der Stadt Gerüchte die Runde, dass sie nach Palästina evakuiert werden sollten. Was folgte, war allerdings keine Evakuierung, sondern die größte einzelne Mord-Aktion während des Holocausts überhaupt. Bis zum Ende des 30. Septembers war ein Großteil der jüdischen Bevölkerung Kyivs vernichtet worden. Die Menschen wurden vom Rand der Schlucht direkt ins Massengrab geschossen; Babys warf man einfach so in die Tiefe – um Munition zu sparen. Ein anderes Vorgehen war die von Einsatzgruppenleiter Friedrich Jeckeln als solche bezeichnete
„Sardinenmethode“ – man zwang die Menschen, sich nackt in einer Reihe auf die zuvor Erschossenen zu legen. Die folgenden Genickschüsse führten nicht immer zum sofortigen Tod, davon zeugen Berichte der wenigen Überlebenden. Gemordet wurde an diesem Ort auch nach diesem beispiellosen Massaker: Bis zum Ende der Besatzungszeit am 6. November 1943 erschossen die deutschen Besatzer unter Mithilfe lokaler Kollaborateure zwischen siebzig- und hunderttausend (manche Quellen nennen bis zu zweihunderttausend) Menschen: neben den Kyiver Jüdinnen und Juden fielen vermehrt auch andere Minderheiten wie Roma, psychisch Kranke, Rotarmisten, ukrainische Nationalisten, Gegner des NS-Regimes sowie einfache Zivilisten in das mörderische Raster der Besatzer. Dabei handelte es sich hauptsächlich um eine der insgesamt vier auf dem Territorium der Sowjetunion operierenden Einsatzgruppen: Einheiten der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes, die im Rahmen des Ostfeldzugs für die Verfolgung und Vernichtung der lokalen Bevölkerung, vor allem der jüdischen, zuständig waren. Auch das Sonderkommando 4a, die Polizei-Bataillone 45 und 303, das Polizei-Regiment „Russland Süd“ sowie Teile der Organisation der Ukrainischen Nationalisten (OUN) als Hilfspolizei waren in die Massenerschießungen involviert.
Die Nazis nutzten bei ihren Mordaktionen die Topographie des Ortes aus: Die etwa 2,5 km lange und 50 Meter tiefe (die Angaben zu den Maßen variieren) Schlucht als Massengrab zu verwenden, war in den Augen der Verbrecher praktisch und effizient, da so nicht erst Erde ausgehoben werden musste. Am südlichen Ende der Schlucht wurde im Mai 1942 das Konzentrationslager Syrecʼ eingerichtet. Nach ihrer Niederlage in Stalingrad versuchten die Deutschen, alle Spuren des Massengrabs zu vertuschen: Häftlinge aus dem Syrec’-Lager zwang man, die Leichen der Opfer auszugraben und auf Grabsteinen vom nahegelegenen jüdischen Friedhof zu verbrennen.
Erinnern vs. Vergessen: “Wieso ist das nicht gemacht worden?”
Nach einer kurzen Phase der offiziellen Aufarbeitung unmittelbar nach Kriegsende, im Zuge derer die wenigen Überlebenden der Massaker Zeugenberichte ablegten und deutsche Haupttäter zur Rechenschaft gezogen wurden, verwendete das sowjetische Regime bald große Anstrengungen darauf, die Erinnerungstopographie von Babyn Jar zu überschreiben. Nicht zuletzt seit der Anti-Kosmopolitismus- Kampagne in den späten 1940er Jahren wurden von staatlicher Seite Antisemitismus und Diskriminierung gegenüber Jüdinnen und Juden geschürt, ein verzerrter Blick auf den Holocaust etablierte sich.
Als der jiddische Dichter Dovid Hofshteyn 1944 versuchte, eine Gedenkveranstaltung zum Jahrestag des Massakers zu veranstalten, wurde diese aus “Sorge” vor antisemitischen Stimmungen in der Bevölkerung verboten. Ohne die jüdischen Opfer zu benennen, wollte die sowjetisch-ukrainische Regierung im März 1945 zusammen mit der kommunistischen Partei ein Denkmal in Babyn Jar aufstellen – die schwarze Granitpyramide wurde aufgrund vermeintlicher ästhetischer Bedenken nie verwirklicht. In den Nachkriegsjahren bis zu Stalins Tod 1953 kulminierten jene antisemitischen Stimmungen vonseiten der politischen Führung und der Bevölkerung. Nachdem es im September 1945 bereits zu Pogromen in Kyiv gekommen war, folgte am 12./13. August 1952 die “Nacht der ermordeten Dichter”: 13 jüdische Intellektuelle, darunter zahlreiche jiddische Dichter, fielen den stalinistischen Säuberungen zum Opfer – auch Hofshteyn.
Anstatt geschützt zu werden, wurde die Erinnerungslandschaft von Babyn Jar bebaut: ein stalinistischer Wohnkomplex, eine Straße, ein Park. 1959 fragte der russische Schriftsteller Viktor Nekrasov in der Literaturnaja Gazeta in seinem Artikel “Wieso ist das nicht gemacht worden?” empört:
„Ist das denn möglich? Wem konnte das in den Sinn kommen – eine Schlucht von 30 Metern Tiefe zuzuschütten und am Ort der größten Tragödie herumzutollen und Fußball zu spielen? Nein, das darf man nicht zulassen! Wenn ein Mensch stirbt, beerdigt man ihn, und auf seinem Grab errichtet man ein Denkmal.“
In den Fünfzigern wurde Babyn Jar tatsächlich “zugeschüttet” – der Abraum der benachbarten Ziegelfabrik wurde in die Schlucht geleitet. Aufgrund von Baufehlern kam es am 13. März 1961 nach starken Regenfällen zu einem Dammbruch, mit dem sich das Schlammwasser in die umliegenden Bezirke und über die Wohnhäuser mitsamt ihren Bewohner*innen ergoss. In der Kurenivka-Katastrophe kamen wohl weit über 145 Menschen ums Leben. Der Versuch, die Erinnerung an Babyn Jar einzuebnen, mündete somit in einer weiteren Tragödie.
Wem gehört das Gedächtnis von Babyn Jar?
In den Neunzigern überwiegt ein zersplitterter Erinnerungsdiskurs: Gleichwohl begann mit der Suche nach einem wiedererweckten nationalen Selbstbild in der unabhängigen Ukraine auch die Suche nach einem gemeinsamen Erinnerungskanon – einem Gedächtnis, „das das kollektive Selbstbild in der Vergangenheit verankert und Orientierung für die Zukunft ermöglicht.“ In Übergangsphasen – so auch in jenem Epochenwechsel des Zerfalls des Sowjetimperiums – manifestiere sich unser Verhältnis zur Vergangenheit und werde neujustiert, deshalb seien sie historisch so bedeutsam, so Assmann. Die Neujustierung der Vergangenheit ist in der Ukraine auch 30 Jahre nach Beginn des (wieder) „Sprechen-Könnens“ noch nicht abgeschlossen – erschwert durch das Erbe zweier totalitärer Systeme, deren Verbrechen einander überlagernde Topographien des Todes hinterlassen haben, “Bloodlands”, wie Timothy Snyder sie bezeichnet hat.
Himka/Michlic machen für jene Region des ehemaligen sowjetischen Imperiums zwei Phasen der Erinnerungswiederherstellung fest: Während die Phase nach 1991 von der Ausformung eines (ethno-) nationalen Diskurses in dichotomischer Opposition zum kommunistischen Regime geprägt sei, beschreiben sie die zweite Phase als „progressiv, pluralistisch, zivilgesellschaftlich“ – als bestrebt, die komplexe, schmerzhafte Erinnerung an den Holocaust anzuerkennen. Auch die Spezifik der NS-Verbrechen, die im Gegensatz zur in die Peripherie verlagerten Deportationspraxis in unmittelbarer Nähe zu Stadt und Dorf verübt wurden, hat womöglich Einfluss darauf, wie der „Holocaust durch Kugeln“ aufgearbeitet und rezipiert wurde – oder nicht. Die Ukraine illustriere am eindrücklichsten den Fall eines postkommunistischen Landes, in dem die erste Phase, in der sich Erinnerungsnarrative den national- bzw. identitätspolitischen Erzählungen zu beugen haben, noch die Oberhand habe, konstatieren Himca/Michlic.
„(I)n public memory, remembering is not necessarily about getting the past right, but rather about maintaining the positive collective self-image and soothing national myths. Thus, «the dark past» is perceived as a spoiler.“
Erinnerungskulturen: Leerstellen deutscher Perspektiven
Erinnerungslandschaften und die mit ihnen verbundenen Erinnerungspraktiken formieren sich nicht von jetzt auf gleich; sie sind Ergebnis jahrelanger Debatten, auf zivilgesellschaftlicher und politischer Ebene. Auch das in Deutschland seit den frühen Neunzigerjahren verankerte Grundverständnis von einer bedingungslosen Erinnerung an den Holocaust sowie die international oftmals gelobte deutsche Erinnerungslandschaft und -kultur erfordern immer wieder neu auszutragende Aushandlungsprozesse, wie jüngst der in den letzten Monaten ausgefochtene „zweite Historikerstreit“ zeigte. Auch droht Erinnerungskultur stets ins Formelhafte überzugehen oder in ihr Gegenteil, das Vergessen, umzuschlagen: Hält der Satz „so etwas darf nie wieder passieren“, was er verspricht oder ist er zu einer leeren, millionenfach wiederholten Phrase geworden, die – gleich einem Mantra – jeder wahren Überzeugung beraubt ist? Wird möglicherweise längst „Erinnerung als höchste Form des Vergessens“, wie es Eike Geisel formulierte, praktiziert?
Jedenfalls sorgte der Mitte Dezember 2021 gefällte und vor wenigen Tagen von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder gelobte Beschluss der Stadt Nürnberg, in der nie vollendeten Kongresshalle – einem Prunkbau des von Nazi-Architekt Speer entworfenen Reichsparteitagsgeländes – die Nürnberger Oper während der Renovierung des alten Opern-Gebäudes einziehen zu lassen und die Halle insgesamt
zu transformieren (so sollen etwa auch Künstlerateliers in der Kongresshalle entstehen) in der internationalen Presse für Furore: Die Vorstellung, dass in Nürnberg bald Wagner im nationalsozialistischen Riesengebäude aufgeführt wird, gemahnt prompt an die von Hannah Arendt zur philosophischen Definition des Bösen herangezogene Gedankenlosigkeit. Die durch den Umbau der Kongresshalle unvermeidbare Zerstörung eines wichtigen historischen Erinnerungsortes (in seiner Dimension als Täterort) wurde begründet mit der typischen pragmatischen Alternativlosigkeit sowie dem Scheinargument, etwas für die Kultur tun zu wollen. Das ist, wieder mit Arendt gesprochen, banal-böse und gedankenlos. Neben diesen besorgniserregenden Entwicklungen im Kontext der innerdeutschen Erinnerungslandschaft wird deutlich, dass hierzulande zugleich Interesse und Verständnis für die Komplexität und Spezifik der Vergangenheitsbewältigung in den “Bloodlands” fehlt, was mit einer allgemeinen Ignoranz gegenüber Osteuropa und spezifisch der Ukraine verbunden sein mag. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach diesen Aspekt in seiner Rede bei der Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Massenmorde von Babyn Jar am 6. Oktober 2021 explizit an:
„Wer in meinem Land, in Deutschland, weiß heute von diesem Holocaust durch Kugeln? Wer kennt sie, diese mit Blut getränkten Namen? All diese Orte haben keinen angemessenen Ort in unserer Erinnerung. Die Ukraine ist auf unserer Landkarte der Erinnerung nur viel zu blass, viel zu schemenhaft verzeichnet.“
Es hat lange gedauert, bis der in Babyn Jar ermordeten Menschen angemessen öffentlich gedacht werden durfte. Die kollektive traumatische Erfahrung der sowjetischen Gesellschaft ließ auch jede Unterscheidung der einzelnen Opfergruppen verschwimmen und unsichtbar werden; doch das Schicksal der jüdischen Bürger*innen, die der nationalsozialistischen Ideologie zufolge komplett vernichtet werden sollten, konnte nicht einfach übergangen – überbaut, überschrieben – werden. Noch in den Siebzigern entschieden sich jüdische Aktivist*innen angesichts zunehmender politisch-antisemitischer Repressionen für das Exil: Sie transferierten den symbolischen Ort Babyn Jar mitsamt ihrer Erinnerungen nach Israel. Unter ihnen auch Emmanuel Diamant:
„Wir verließen die Sowjetunion für immer (…). Aber als wir gingen, trugen wir unsere Erinnerung an Babyn Jar mit uns. Er (der Ort) blieb bei uns, denn ihn von unserem Schicksal zu trennen, war schon unmöglich geworden.“
Den Opfern ein würdevolles Denkmal zu setzen, das nationale, religiöse und politische Gruppierungen zwar unterscheiden, aber gleichberechtigt nebeneinanderstehend respektieren würde; das den Symbolcharakter des Ortes als lokales wie universelles Mahnmal zu tragen imstande wäre; einen Museumsbau zu errichten, der als staatliche Bildungs- und Forschungseinrichtung die Geschichte des Ortes vermitteln würde – diese Schritte in mehrheitlicher Übereinkunft zu gehen, hat sich bis heute als quasi unmöglich erwiesen. Stattdessen entzünden sich an den Fragen zur Schaffung eines Erinnerungskomplexes geschichts- und nationalpolitische Diskussionen, die in Zeiten des heißen Kriegskonflikts mit Russland auf eine geopolitische Ebene katapultiert werden.
Die komplexe Erinnerungsdebatte zeigt: Dort, wo Geschichte von zentraler Bedeutung für die Stärkung nationaler Selbstidentifikation und Abgrenzung ist, wiegt auch der Umgang mit dem Holocaust schwer – das ist heute in der Ukraine zu beobachten. Momentan scheint die aufgerissene Erde der laufenden Baustelle jedoch sinnbildlich vor allem eines zu offenzulegen: dass in der komplexen, politisch aufgeladenen Debatte um die Zukunft von Babyn Jar alles andere als Einigkeit herrscht.
„In contemporary encounters with the Holocaust, we can learn a great deal about the dynamics of public (collective) memory and national identity in the region.“ (Himca/Michlic)
Literatur:
Hannah Arendt: Eichmann in Jerusalem: Ein Bericht von der Banalität des Bösen (1964). 14. Auflage. Piper 1986.
Arendt, Hannah: Über das Böse. Eine Vorlesung zu Fragen der Ethik, Piper 2006.
Assmann, Aleida: Verwahrensvergessen, in: Formen des Vergessens, Wallstein Verlag 2017.
Assmann, Aleida: Orte, in: Erinnerungsräume – Formen und Wandlungen des kulturellen Gedächtnisses, C.H. Beck 2018.
Geisel, Eike: Die Banalität der Guten. Deutsche Seelenwanderungen. Verlag Klaus Bittermann, 1992.
Himca/Michlic: Bringing the Dark Past to Light – The Reception of the Holocaust in Postcommunist Europe, University of Nebraska Press, 2013.
Rapson, Jessica: Topographies of Suffering: Buchenwald, Babi Yar, Lidice, Berghahn Books 2015.
Snyder, Timothy: Bloodlands: Europe Between Hitler and Stalin, Basic Books 2010.
Weiterführende Literatur:
Holocaust Memorial Center Babyn Yar: https://babynyar.org/ru
Komitee Babyn Jar: http://www.kby.kiev.ua/komitet/ru/documents/art00003.html
“Ukrainische Initiative”: https://babynyar.memorial/en/
National Historical and Memorial Reserve Babyn Yar: http://babynyar.gov.ua/en/news
Auflistung der Denkmäler: www.kby.kiev.ua/komitet/ru/reserve/art00082.html
Virtuelle Babyn Jar-Ausstellung im Kyiver Geschichtsmuseum: http://memory.kby.kiev.ua/main.html#en:M,menu_map:node1,-86
Internetquellen:
Appell des VAAD an Olaf Scholz, URL: https://www.vaadua.org/news/ukrayinski-ievreyi-zvernulis-z-zayavoyu-do-federalnogo-kanclera-nimechchini?fbclid=IwAR1kbYYNWDibxwJLJxtnpW8E3e3US1AIK-EM5YZTsyWq1bbdqlYOy3s1Yu4
Андрусечко, Петро: Нахманович, Віталій: «Аби вшанувати пам’ять жертв масових вбивств, ми маємо сьогодні влаштовувати нові війни?», Istorichna Pravda, 11/10/21, URL: https://www.istpravda.com.ua/articles/2021/10/11/160287/
„Бабин Яр і українська культура пам’яті. Дискусія“, Istorichna Pravda, URL: https://www.istpravda.com.ua/articles/2021/10/4/160256/
Babi Yar Synagogue, URL: https://www.dezeen.com/2021/11/07/babyn-yar-pop-up-synagogue-video-iwan-baan/
Basic Historical Narrative of the Babyn Jar Holocaust Memorial Center, URL: https://babynyar.org/storage/main/e0/ce/e0ced2fd93bcb8a9abbdeb5df828416f12fdac9eaf096d2766b54c989e86e48b.pdf
Bauer, Elisabeth: Babyn Jar: Kann Eintauchen in die Geschichte eine Lösung sein?, Ukraine verstehen, 27/01/22, URL: https://ukraineverstehen.de/bauer-babyn-jar/
Davidson, Vladislav: Turning Babi Yar Into Holocaust Disneyland, Tablet, 26/05/20, URL: https://www.tabletmag.com/sections/arts-letters/articles/dau-babyn-yar-khrzhanovsky
Diamant, Emanuel (Amik): Babyn Jar, über das ihr (fast) nichts wisst, 2017, URL: https://nekrassov-viktor.com/images/Papers/Diamant-Emanuel-Babiy-Yar-o-kotorom-vi-nichego-ili-pochti-nichego-ne-znaete.pdf
Kozakevych, Bozhena: Leerstellen der Geschichte: Die sowjetische Politik des (Nicht)-Erinnerns an den Holocaust, Ukraine verstehen, 28/09/21, URL: https://ukraineverstehen.de/kozakevych-die-sowjetische-politik-des-nicht-erinnerns-an-den-holocaust/
Nachmanovych, Vitalyi (Hrsg.): Babyn Jar: Mensch, Macht, Geschichte, 2018, URL: http://history.kby.kiev.ua/about
Nachmanovych, Vitalyi: Die hybriden Kontexte von Sergyi Lozitsa, Istorichna Pravda, 19/10/21, URL: https://www.istpravda.com.ua/articles/2021/10/19/160326/
Nekrasov, Viktor: Novyje pamjatniki (Neue Denkmäler), in: Dekorativnoe iskusstvo SSSR, 1966, № 12, S. 23-27, URL: https://nekrassov-viktor.com/Books/Nekrasov-Novie-pamiatniki/
Nekrasov, Viktor: Warum ist das nicht gemacht worden?, in: Literaturnaja Gazeta, 10/10/1959, № 125 (4091), S. 2, URL: https://nekrassov-viktor.com/Books/Nekrasov-Pochemu-eto-ne-sdelano/
Petrowskaja, Katja: Spaziergang in Babij Jar, FAZ, Istorichna Pravda, 29/09/11, URL: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/zum-jahrestag-des-massakers-spaziergang-in-babij-jar-11369154.html
Petrowskaja, Katja/Dovgopolova, Oksana/Semenyuk, Kateryna (Conversation): Does memory sprout?, Past/Future/Art, 08/09/21, URL: https://pastfutureart.org/en/
Petrovsky-Shtern, Yohanan: The new Babyn Yar Holocaust Memorial Center is a Trojan horse of Putin’s hybrid war, Hromadske International, 28/09/21, URL: https://en.hromadske.ua/posts/yohanan-petrovsky-shtern-the-new-babyn-yar-holocaust-memorial-center-is-a-trojan-horse-of-putins-hybrid-war
Rabbi Moshe Azmanns Appell an Putin: https://www.haaretz.com/jewish/.premium-at-site-of-babi-yar-massacre-top-ukrainian-rabbi-urges-putin-not-to-invade-1.10571154
Söders Zustimmung zum Umbau der Kongresshalle, URL: https://www.instagram.com/p/CZ1fbWMIaiq/
Steinmeier-Rede, URL: https://www.bundesregierung.de/breg-de/service/bulletin/rede-von-bundespraesident-dr-frank-walter-steinmeier-1966564
Umgestaltung der Kongresshalle in Nürnberg, URL: https://www.dw.com/en/former-nazi-rally-building-to-serve-as-opera-house/a-60126565
Umland, Andreas: The Ukrainian government’s Memory Institute against the West, New Eastern Europe, 07/03/17, URL: https://neweasterneurope.eu/2017/03/07/the-ukrainian-government-s-memory-institute-against-the-west/
Videoaufzeichnung der Gesprächsrunde mit Vertretern beider Initiativen, URL: https://uinp.gov.ua/informaciyni-materialy/muzeynykam/informaciyni-materialy/videozapys-kruglogo-stolu-koly-muzey-staye-polem-bytvy
Virtual Museum of Russian Aggression, URL: https://rusaggression.gov.ua/en/home.html
YIVO encyclopedia: Babi Yar, URL: https://yivoencyclopedia.org/article.aspx/babi_yar
YIVO encyclopedia: Jewish anti-fascist committee, URL: https://yivoencyclopedia.org/article.aspx/jewish_anti-fascist_committee