Sona Stepanyan im Interview mit Tigran Amiryan (Armenien)
Sona Stepanyan ist Kuratorin der „Armenia Art Foundation für zeitgenössische Kunst“ in Yerevan, tätig für internationale Kunststiftungen wie z.B. den Mondriaan-Fund der Niederlande und Gründungsmitglied des Kuratoren-Studios „Triangle“ in Moskau. Zum Gespräch lud Sona Stepanyan Tigran Amiryan ein, unabhängiger Kurator und Leiter kulturwissenschaftlicher Projekte mit Fokus auf kollektivem Gedächtnis und kollektiver Amnesie sowie Gedächtnisnarrativen und ihrer Visualisierung. Mit Tigran Amiryan, der organisatorisch und als Dozent am Aufbau unabhängiger Bildungsinitiativen im künstlerischen Bereich aktiv ist, diskutierte Sona Stepanyan die Problematik der Zersplitterung der Kunstszene und ihre institutionelle Verankerung in Armenien. Während die staatliche Kulturförderung v.a. auf die dem Tourismus dienende Erhaltung und öffentlichkeitswirksame Vermarktung des Kultur- und Kunsterbes ausgerichtet ist, existiert die junge, aktive Kunstszene vollkommen unabhängig davon. Ihre Entwicklung gestaltet sich wegen des anhaltenden „lethargischen Schlafs“ der staatlichen Institutionen, wegen des Mangels an Ausbildungsmöglichkeiten für junge Künstler_innen, die diesen den Anschluss an internationale Entwicklungen erleichtern und Auslandsaufenthalte (auch Fellowships) ermöglichen würden, und wegen der Schwierigkeiten und Instabilitäten der Förderung sehr wechselhaft und chaotisch. Die Förderung unabhängiger kleinerer Initiativen geht oft von Akteuren an Orten der weltweiten armenischen Diaspora (Iran, USA, Türkei, Libanon) aus, deren kulturschaffende Rolle in Armenien selbst jedenfalls von Bedeutung ist. Langfristige Konzepte und Planungen fehlen oder können nicht realisiert werden. Als eine der wichtigsten Institutionen zur Förderung avantgardistischer zeitgenössischer Kunst hebt Sona Stepanyan das „Zentrum der zeitgenössischen experimentellen Kunst“ (NPAK) hervor, welches auf Initiative von Vertretern der armenischen Diaspora im Iran gegründet wurde.