Ein Krieg im Krieg
Zwischen Actionkriegsfilm und Erinnerungsgeschichte(-n): Der russische Regisseur Igor Kopjlov nimmt mit "Ržev" (2019) die entscheidende Schlacht vor der Niederlage der deutschen Wehrmacht in Stalingrad zum Ausgangspunkt und wirbelt so den russisch-sowjetischen wie auch den gesamteuropäischen Erinnerungsdiskurs über den zweiten Weltkrieg wieder auf. Allerdings bleibt der Film dabei hinter seinem Potential zurück.
Ist das jetzt Satire, oder kann das weg?
2019 erscheint in Russland der Kriegsfilm „Secret Weapon“. Er macht vieles anders als herkömmliche Kriegsfilme und vieles nicht. Man möchte ihn als Satire lesen. Ob das gerechtfertigt ist?
“A Few Ways to Lose a Friendship” – eine grenzüberschreitende Online-Premiere im Corona-Winter 2020/21
Dank der Pandemie hat das seit 2014 betriebene Dokumentartheaterprojekt von Michail Kalužskij endlich die richtige Form und Ausführung gefunden: Am 9. Dezember 2020 fand die Premiere seines Stücks „A Few Ways To Lose a Friendship” auf der Videokonferenz-Plattform Zoom statt. In Kooperation mit der Produzentin Evgenia Šermenëva wurde ein internationales russischsprachiges Team aus Theaterschaffenden aus sieben osteuropäischen Ländern berufen, um die Online-Lesung zu realisieren. novinki ist dem nachgegangen, wie der
Aus dem Traum in die Welt
Im Zuge der Proteste nach den Präsidentschaftswahlen in Belarus kündigte das gesamte Ensemble des Minsker Janka-Kupala-Nationaltheaters. Eine Neuinszenierung von Janka Kupalas Tutejšyja schien verloren. Nun hatte sie doch noch Premiere – auf YouTube.
Wer geht leer aus? – die Theaterproduktion “Imitation of Life”
Die Eröffnungsproduktion "Imitation of Life" des MESS Festivals 2019 in Sarajevo könnte kaum einen bedrückenderen und politischeren Inhalt behandeln. Basierend auf einem tatsächlich in Ungarn stattgefundenen Vorfall, kreiert die ungarische Autorin Kata Webér ein Stück, hiermit erstmals von Kornél Mundruczó für sein Proton Theater (Budapest) inszeniert, in dem sie die Dominanz der Banalität und die Vergänglichkeit unseres Lebens aufzeigt.
„Smashed to Pieces“ von La belle Meunière – La poétique des Signes
Das französische Theaterkollektiv La belle Meunière bot dem MESS-Publikum eine 75-minütige, wortlose und eindrucksvolle Dekonstruktion einer massiven Kommode. 2014 wurde die Produktion im Rahmen des Theaterfestivals in Avignon unter dem französischen Originaltitel Buffet à vif uraufgeführt. Seither wurde sie in Frankreich, Tschechien, Serbien und Bulgarien gezeigt. Im Rahmen des 59. MESS Theaterfestivals in Sarajevo war Smashed to Pieces erstmals in Bosnien-Herzegowina zu erleben.
Kriegsberichterstattung zwischen Tatsachen, Hypothesen und Anteilnahme: der animierte Dokumentarfilm „Chris the Swiss“
"Chris the Swiss" ist ein teilanimierter Dokumentarfilm, der Realität mit Ungewissheit und Nichtwissen verbindet. Ein Schweizer Journalist tauscht auf seiner Reise durch das Kriegsgebiet Ex-Jugoslawiens bzw. des heutigen Kroatiens die Kamera gegen die Waffe aus. Obwohl er mit dem Krieg nicht konform geht, schließt er sich einer internationalen Miliz an. Sein eigentliches Ziel, über den Krieg zu berichten, gibt er auf.
Seelensuche: Abel Ferraras Film „Siberia“ löst den Topos vom Territorium
Auf den diesjährigen Internationalen Filmfestspielen Berlin 2020 (Berlinale) feierte "Siberia" von Abel Ferrara Weltpremiere. Im Film unternimmt ein männliches Ich, gespielt von Willem Dafoe, eine Fahrt durch die Schneelandschaften Sibiriens und begibt sich so auf eine Reise in die Tiefen der Seele, der Erinnerung und des Unbewussten. Das Durchqueren des Grenzraums Sibirien ist zugleich Grenzübertritt in ein persönliches Jenseits des Protagonisten.
Vom Dreifachmord zur Embryonalstellung
MESS Festival Sarajevo, 29.09.2019. Bobo Jelčić inszeniert „Warum läuft Herr R. Amok?“ von Michael Fengler und Rainer Werner Fassbinder und lässt in der gleichnamigen Bühnenadaption des Filmklassikers ("Zašto je poludeo gospodin R.?") tief in die intime Welt fragiler Männlichkeit blicken, die im postjugoslawischen Raum von neoliberalen, marktwirtschaftlichen Prinzipien bestimmt wird und daran zerbricht.
Im Glaskasten – die Theaterproduktion „Remnant“ als Erinnerungslabor
Das Theater Mitu aus New York war 2019 beim 59. Theaterfestival MESS in Sarajevo mit der Produktion Remnant zu Gast: In drei Miniaturen verdichtet die Theaterkompagnie Relikte traumatischer Erfahrungen. Über eine atmosphärische Spurensicherung von dem, was übrig bleibt – in Brooklyn und in Sarajevo.