Kriegsberichterstattung zwischen Tatsachen, Hypothesen und Anteilnahme: der animierte Dokumentarfilm „Chris the Swiss“
"Chris the Swiss" ist ein teilanimierter Dokumentarfilm, der Realität mit Ungewissheit und Nichtwissen verbindet. Ein Schweizer Journalist tauscht auf seiner Reise durch das Kriegsgebiet Ex-Jugoslawiens bzw. des heutigen Kroatiens die Kamera gegen die Waffe aus. Obwohl er mit dem Krieg nicht konform geht, schließt er sich einer internationalen Miliz an. Sein eigentliches Ziel, über den Krieg zu berichten, gibt er auf.
Seelensuche: Abel Ferraras Film „Siberia“ löst den Topos vom Territorium
Auf den diesjährigen Internationalen Filmfestspielen Berlin 2020 (Berlinale) feierte "Siberia" von Abel Ferrara Weltpremiere. Im Film unternimmt ein männliches Ich, gespielt von Willem Dafoe, eine Fahrt durch die Schneelandschaften Sibiriens und begibt sich so auf eine Reise in die Tiefen der Seele, der Erinnerung und des Unbewussten. Das Durchqueren des Grenzraums Sibirien ist zugleich Grenzübertritt in ein persönliches Jenseits des Protagonisten.
Vom Dreifachmord zur Embryonalstellung
MESS Festival Sarajevo, 29.09.2019. Bobo Jelčić inszeniert „Warum läuft Herr R. Amok?“ von Michael Fengler und Rainer Werner Fassbinder und lässt in der gleichnamigen Bühnenadaption des Filmklassikers ("Zašto je poludeo gospodin R.?") tief in die intime Welt fragiler Männlichkeit blicken, die im postjugoslawischen Raum von neoliberalen, marktwirtschaftlichen Prinzipien bestimmt wird und daran zerbricht.
Im Glaskasten – die Theaterproduktion „Remnant“ als Erinnerungslabor
Das Theater Mitu aus New York war 2019 beim 59. Theaterfestival MESS in Sarajevo mit der Produktion Remnant zu Gast: In drei Miniaturen verdichtet die Theaterkompagnie Relikte traumatischer Erfahrungen. Über eine atmosphärische Spurensicherung von dem, was übrig bleibt – in Brooklyn und in Sarajevo.
Bis dass das Brot uns scheidet – über jugoslawische Bergbauern und die nackte Versuchung
"Schönheit der Sünde" (Lepota poroka, 1986) von Živko Nikolić wurde dem Publikum in der Sektion „Spotlight Montenegro“ auf dem 29. FilmFestival Cottbus (FFC) vorgeführt. Die 2018 restaurierte Verfilmung aus den 1980ern bietet einen schonungslosen Blick in die Vergangenheit. Jugoslawische ‚Schnurrbartgesellschaft‘ trifft auf blanke FKK.
Eine Landschaft voller Gewalt
Ein Mann läuft mit einer Schubkarre eine leere Straße entlang. Er transportiert einen reglosen Frauenkörper. Sein Ziel: die Mülldeponie. In ihrem neusten Film "Otvergnutye" (Abgelehnt, 2018) zeigt Žanna Isabaeva den Stellenwert einer alleinstehenden Mutter im gegenwärtigen Kasachstan auf – bis über die Schmerzgrenze hinweg.
Von Müll und Menschen
Im Film "Trash on Mars" (dt. Müll auf dem Mars) finanziert ein dicklicher tschechischer Unternehmer eine absurde Expedition ins Weltall, um seine Liebhaberin zu heiraten. Bei der Wahl des Reiseziels hatte er „Mars“ verstanden, während sie eigentlich von „Marseilles“ sprach. Doch das hält die beiden nicht auf: Sie begeben sich auf die Reise, und mit ihnen ein buntes und abenteuerliches ‚Forscher_innenteam‘. Am Ende wird es aber für das Grüppchen weder
Die Schwere nasskalten Schweigens
In seinem Spielfilm-Debüt "Teret" (The Load, 2018) wirft der serbische Regisseur Ognjen Glavonić ein Schlaglicht auf die Ermordung von Zivilisten im Kosovokrieg; erzählt aus der Perspektive des Trucker-Fahrers Vlada, der eine Last auf sich nehmen muss, die mehrere Generationen zu tragen haben.
Jugendkino in Cottbus: Sektion U18 und jünger
In der Festivalsektion "U18 Wettbewerb Jugendfilm" des "FilmFestival Cottbus 2018" konnte man einige Jugendfilme aus Polen, Tschechien und Deutschland sehen. Die Auswahl war tatsächlich vielfältig, was sich schon anhand der drei hier besprochenen Filme sehen lässt.
Der Preis der Berufung
Wenn der Wahn an die Tür einer heteronormativen Kernfamilie klopft und sich das Empusa-Wesen Namens „Manananggal“ erhebt, wenn die Selbstverwirklichung einer Mutter und Hausfrau zu bersten beginnt, gar eine sexuelle Revolution einzuleiten droht, dann befindet sich das kollektiv-erschrockene Publikum mitten in Ana Urushadzes internationalpreisgekröntem Drama-Debüt – "Saschischi Deda" (Scary Mother, 2017).