Eine Reise durch die ostmitteleuropäische Geschichte
Martin Pollack: Schriftsteller und literarischer Übersetzer, frisch ausgezeichnet mit dem DIALOG-Preis der Deutsch-Polnischen Gesellschaft. "novinki" hat ihn dieses Jahr gleich doppelt getroffen – in Lublin und in Potsdam, und sprach mit ihm über Familiengeschichte und sein Interesse an Ostmitteleuropa ebenso wie über polnische Reportagen, die Arbeit mit Bildern und das Zurückschrauben der Sprache beim Schreiben über Gewalt.
„Ich glaube nicht an Nationalliteratur“
Eugene Ostashevsky schreibt, übersetzt, lehrt komparatistische Literatur. Geboren 1968 in Leningrad, lebt er seit seinem elften Lebensjahr in New York. "novinki" sprach mit ihm über Multilingualität und die (Un-)Übersetzbarkeit von Literatur, über die Poesie als einen Versuch, zur Bedeutung eines Wortes vorzudringen, und über das innere Kind.
Über das Bedürfnis nach einem Gespräch in Zeiten von Social Media und über die Kunst der Reportage in Polen
Włodzimierz Nowak, 1958 in Poznań geboren, ist ein polnischer Autor und Journalist. Er arbeitet seit 1993 als Reporter für die wichtigste polnische Tageszeitung Gazeta Wyborcza und ist dort Chefredakteur des Reportagemagazins Duży Format („Großes Format“). Bekannt wurde er in Polen und in Deutschland mit seinen literarischen Reportagen Obwód głowy (2007, dt. Die Nacht von Wildenhagen: zwölf deutsch-polnische Schicksale, 2009).
Eine Poetik der Umkehrung oder die Gegenwehr der Poesie
Matthias Nawrat, aufgewachsen im polnischen Opole und im deutschen Bamberg, schrieb seine Romane "Wir zwei allein", "Unternehmer" und "Die vielen Tode unseres Opas Jurek" auf Deutsch. "novinki" sprach mit ihm über Unternehmertum, das Übersetzen eigener Texte und die Frage: „Wie man mehrfach stirbt. Und trotzdem ein schönes Leben führt.“
Der Autor als Leser
„Wenn die Literatur eine Droge ist, so ist der Leser in meinem Kopf ein Drogenabhängiger, der ein hochwertiges Produkt von mir möchte.“ In seinem zweiten Interview mit novinki sprach Vladimir Sorokin nicht nur über den Leser in seinem Kopf, sondern auch über universitäre Lehre, gnadenlose Texte, realisierte Metaphern und den psychosomatischen Prozess des Schreibens.
„Wo immer du auch hingehst – deine Erinnerung wirst du mitnehmen.“
Alevtina Kakhidze: Künstlerin, Majdan-Aktivistin, kritische Beobachterin der postsozialistischen Realität in der Ukraine. Über den Majdan als Performance und die Notwendigkeit der künstlerischen Reflexion gemeinsamer Erinnerung sprach sie im Juni 2015 mit einer Berliner Projektseminargruppe.
„…ich hatte das mächtige Verlangen, von langen Seufzern zu sprechen und das mit so wenig wie möglich Unterbrechung durch Interpunktion“
Mal erkundet sie ihre Texte wie immer weiterführende Flure, mal muss sie sie wie Festungen erobern: Im Interview mit Srđan Sandić spricht die kroatische Schriftstellerin und Dramatikerin Ivana Sajko über die verwinkelten Prozesse des Schreibens, über sozioökonomischen Druck auf intime Beziehungen und über ihren soeben erschienenen Roman "Ljubavni roman" (dt. „Liebesroman“).
„Mein Buch ist wie eine Art Stromschlag, der die ganze Stadt erfasst“
In seinem Debütroman "Paranoia" entwirft der belarussische Schriftsteller Viktor Martinovič eine antiutopische Welt, die offensichtliche Parallelen zum heutigen Belarus aufweist. Seit 2014 liegt der Roman auch in deutscher Übersetzung vor. Im Gespräch mit Ekaterina Vassilieva erzählt Martinovič über das Verbot von "Paranoia" in seinem Heimatland, die neue Sprachpolitik in Minsk und seinen neuesten Roman "Mova".
„Wenn Du an einem Ort sitzen bleibst, brütest Du auch nichts Vernünftiges aus.“
Aleksandr Iličevskij hat sich in den letzten Jahren als neue Stimme der russischen Literatur einen Namen gemacht. Seine Romane "Matisse" ("Matiss") und "Der Perser" ("Pers") werden in Kürze auch auf Deutsch erscheinen. Für novinki sprach Nina Weller mit dem in Aserbaidschan geborenen und heute in Israel lebenden Schriftsteller.
Ein Ort, kein Raum und ein Zimmer. Tamta Melaschwili am Zürichsee
Die georgische Schrifstellerin Tamta Melaschwili weilt derzeit als "Writer in Residence" in Zürich. Bei der Sendung "ctrl. x" von Litradio Zürich sprach sie mit Nina Seiler und Stefanie Heine über ihre Orte des Schreibens, das Verschwinden des Raums im Krieg und Frauen im literarischen Raum.